Wülrath: Gemeinde verkauft drei Kirchen

Sparzwang: Die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde wird im Sommer 2010 drei Zentren schließen. Nur die Stadtkirche und das Gemeindehaus am Pütt bleiben erhalten und werden die Zentrale.

Wülfrath. Presbyteriums-Vorsitzender Bernd Jost schüttelt den Kopf. "Nein, es gibt keine Alternative." Die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde steht vor einem grundlegenden Umbruch mit massiven Veränderungen: Im Sommer 2010 werden die Gemeindezentren und Kirchen in Rohdenhaus, in der Ellenbeek und in Süd an der Kastanienallee aufgegeben. Alle sollen verkauft werden. Das hat das Presbyterium beschlossen.

Die Zentralisierung - ein Thema, das in der Gemeinde alles andere als neu ist. Schon 2006 gab es erste Überlegungen. Bereits jetzt gibt es einmal im Monat zentrale Gottesdienste in Stadtmitte. Und Sparschritte gab es reichlich. "Wir wollten einen Prozess vorsichtig in Gang bringen", so Jost vor der Presse. Dabei spielte auch die Reduzierung der Pfarrer-Stellen eine Rolle.

Nach einem neuen Verteilungsschlüssel der Rheinischen Kirche stehen Wülfrath ab 2015 nur noch zwei Pfarrer zu. Eine Quote, die die Gemeinde schnell erfüllen kann: "Pastor Rex tritt 2011 in den Ruhestand, Pfarrer Breitbarth 2014", merkt Jost an. Es sind aber finanzielle Engpässe, die aktuell Beschlüsse notwendig machten, um der Gemeinde eine Perspektive zu geben.

Auf mehr als 250000 Euro, rechnet Kirchenbaumeister Professor Jürgen Stradtmann vor, werde der Fehlbetrag in diesem Jahr anwachsen. Hauptursache: eine von der Rheinische Kirche in diesem Jahr eingeführte Substanzerhaltungspauschale. Für die kirchlichen Immobilien müssen Rückstellungen getroffen werden - 250000 im Jahr. "Wir dachten, wir hätten unsere Spargaufgaben erfüllt. Und dann so was", so Jost.

Vier Sondersitzungen - auch mit Hilfe eines externen Moderators - führte das Presbyterium durch. "Unser Ziel war, die evangelische Kirche zu erhalten", sagt Jost. Der Erhalt der drei Kindergärten, der Jugendarbeit und der Kirchenmusik waren damit verbunden. Die Aufgabe der Außenzentren senke auf Dauer die Pauschale um 100000 Euro. Eine Pfarrerstelle weniger spare in der Summe 90000 Euro. Jost: "Aber wir müssen weiter sparen."

"Der Umbruch ist nicht nur schwer, er bietet auch Chancen", sagt Pfarrer Ingolf Kriegsmann. Die Pfarrer müssen zusammenrücken, sich abstimmen, bei der Neuausrichtung der Gemeinde mitwirken - "eine geistliche Herausforderung", heißt es dazu offiziell. Gottesdienste könnten zum Beispiel vielfältiger und themenorientiert gestaltet werden.

Die Kindergärten seien "der Fuß in den Außenbezirken". Das Gemeindehaus am Pütt, so Stradtmann, habe ausreichend Kapazitäten, alle Gruppen und Kreise zu deren bestehenden Zeiten aufzunehmen. "Im neuen Zuhause am Pütt können wir zusammenwachsen, neue Initiativen entwickeln."

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