Wülfrath: Wurzeln bis ins Kaiserreich

Die Chorgemeinschaft „Deutsche Sänger“ feiert ihr 110-jähriges Bestehen. Für unsere Redaktion blickten Karin Schlüter und Lothar Darkow in die Vereinsgeschichte.

Wülfrath. Sie hat ihre besten Tage hinter sich, die prunkvoll verzierte Fahne der "Deutschen Sänger Wülfrath". 110 Jahre ist sie alt, wurde noch im Deutschen Kaiserreich genäht. Nun bröckelt das gute Stück schon, wenn man es nur in den Händen hält. Früher wurde die Fahne hingegen von den Sängern stolz getragen. "Das letzte Mal in den 1980er-Jahren beim großen Schützenumzug durch Wülfrath", erinnert sich Karin Schlüter.

Während die Fahne längst ins Museum gewandert ist, ist die Chorgemeinschaft "Deutsche Sänger" mit ihren 110 Jahren noch unvermindert vital. Rund 100 Sänger sind aktiv - trotz der allgemeinen Schrumpfungsprozesse bei den Chören sind die Wülfrather noch gut aufgestellt.

Sangen sie früher altes Volksliedgut, haben sie sich über Klassik nun in Richtung Evergreens und Schlager weiterentwickelt. Und die Young Voices ergänzen das Programm mit Popmusik.

Im Jahr 1900 war zunächst der Männerchor des Krieger- und Landwehrvereins gegründet worden. Acht Jahre später wurde der Chor selbstständig und zum MGV "Deutscher Sänger". 1974kam dann der Frauenchor dazu, der erst einmal drei Jahre lang getrennt von den Herren sang und sich dann mit dem Männerchor zur "Chorgemeinschaft Deutscher Sänger" zusammenschloss.

Die Young Voices, die sich als erster Chor in Wülfrath auf modernes Liedgut spezialisierten, waren 1997 eine Bereicherung für die Chorgemeinschaft. Seit fünf Jahren werden die Chöre erfolgreich von Andreas Ihlhoff geleitet.

"Wenn man nur beim Alten bleibt, kommt man nicht mehr an", sagt Lothar Darkow, dienstältester Sänger. "Aber an Geburtstagen singen wir immer noch gerne die alten Kamellen." Seit 1963 steht Darkow mit seinen Sangeskollegen nicht nur auf der Bühne: "Früher waren Vereine noch anders gestrickt.

Da hat man seine ganze Freizeit miteinander verbracht." Nach den Proben wurden in den Gaststätten die Tische zusammengestellt, das Klavier herbeigeschoben, und dann ging es erst richtig los. "Wir saßen bis 3 Uhr nachts zusammen", erinnert sich Lothar Darkow. Heute lassen sie es etwas ruhiger angehen.

"Aber euer Bierchen trinkt ihr nach den Proben immer noch zusammen. Wir hören euch dann immer ‚Sänger sollen Freunde sein’ singen", sagt Melanie Brans, Sprecherin der Young Voices.

Dass Musik verbindet, beweisen die Deutschen Sänger mit ihren internationalen Kontakten. So standen sie schon auf Bühnen in Kanada und den USA, außerdem in der englischen Partnerstadt Ware und im Straßburger Dom.

Karin Schlüter erinnert sich: "Ich werde die Elsass-Reise nie vergessen: Wir sangen im Dom und die Sonne schien durch die Kirchenfenster. Das war ein tolles Gefühl." Die Kanada-Tour war ein weiteres Highlight in der Chorgeschichte: "Kaum waren wir angekommen, ging es spontan zu einer deutschen Gemeinde. Die Zuhörer kamen von weit her, um uns zu hören und hatten hinterher vor Freude Tränen in den Augen."

Bei all den schönen Erinnerungen darf jedoch auch nicht die Disziplin vergessen werden, die den Chor so weit brachte. Leistungssingen und andere Wettbewerbe steigerten die Qualität des Gesangs.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort