Wülfrath: Wuppertal macht keine Anstalten

In der Kindergartenfrage werden vermutlich Gerichte bemüht. Wie unsere Redaktion erfahren hat, hatte die Stadt Wülfrath dem großen Nachbarn jüngst eine Rechnung in fünfstelliger Höhe zukommen lassen. Doch Wuppertal sieht sich nicht in der Pflicht.

Wülfrath. Wie viele der heute noch rund 600 Arbeitsplätze werden bei Tedrive im Rahmen des laufenden Insolvenzverfahrens gerettet werden können? Wird sich die Stadt Wuppertal an den Betreuungskosten für Wuppertaler Kinder in Düsseler Kindergärten beteiligen? Zwei Fragen, die die Menschen 2008 beschäftigten, stehen auch nach dem 1. Januar weiter auf der Tagesordnung.

Und während an der Henry-FordII-Straße mit einer Antwort im Frühjahr gerechnet werden darf, werden in der Kindergartenfrage vermutlich Gerichte bemüht. Denn: Wuppertal macht keine Anstalten. Wie unsere Redaktion erfahren hat, hatte die Stadt Wülfrath dem großen Nachbarn jüngst eine Rechnung in fünfstelliger Höhe zukommen lassen. Doch Wuppertal sieht sich nicht in der Pflicht.

Bis zum Sommer lief es bei dem Automobilzulieferer ruhig. Im Juni ließen die Tedrive-Manager die Korken knallen, weil ab 2010 auch Volvo und VW als Kunden gewonnen wurden. Doch dann verdüsterten sich die Aussichten: Am 19.September rmeldete die WZ exklusiv den Abbau von 85 Stellen. Nur zwei Tage später folgte der Austausch der kompletten Geschäftsführung.

Tedrive wiegelte ab: "Es gibt keine dramatischen Hintergründe." Eine Aussage, die mittlerweile wie Hohn klingt. Denn am 1.November ist von 280 Entlassungen bis 2010 die Rede. Und am 10.Dezember wird Insolvenzantrag gestellt. Jetzt ist der Insolvenzverwalter im Haus, der zufrieden feststellt, dass der Produktionsbetrieb jetzt erst einmal stabilisiert sei. Anfang Januar stehe eine Betriebsversammlung an. Details über die Perspektiven soll es Mitte Januar geben.

Zwei Kindergärten, drei Gruppen: Mehr als ein Drittel aller Kinder, die die konfessionellen Einrichtungen in Düssel besuchen, stammen aus Wuppertal. Und im Rahmen der Haushaltskonsolidierung will Wülfrath Wuppertal an den Kosten beteiligen.

Doch die Behörde von Oberbürgermeister Peter Jung stellt sich stur - und das von Monat zu Monat mehr. Gibt es im Januar zumindest noch ein Gespräch zwischen den Verwaltungschefs, verlässt Jung diese Ebene gänzlich und pflegt die Verweigerungshaltung: Einladungen zum "Friedenskaffee" von Parteifreund Marc Ratajczak schlägt er aus, Ratschläge der Bezirksregierung ignoriert er, Unterschriftenlisten (auch von Wuppertaler Eltern) verweigert er die Annahme. Nein, als großer Kommunikator profiliert sich Jung nicht.

In dem jüngsten Vorstoß betont die Stadt Wülfrath, dass sie unverändert an einer interkommunalen Kostenbeteiligung interessiert ist - und hat den finanziellen Anspruch addiert: Der Wuppertaler Trägeranteil belaufe sich demnach auf rund 70.000 Euro für die Jahre 2007 und 2008.

"Wir sehen uns rechtlich in einer guten Lage", so Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff am Montag. Sie bestätigte, dass Wuppertal diesen Anspruch mittlerweile zurückgewiesen hat. Welche Folgen diese Haltung haben wirdf? Lorenz-Allendorff: "Wir werden weitere rechtliche Konsequenzen prüfen." Und die Hängepartie über die Zukunft der Düsseler Kitas geht in mindestens ein weiteres Jahr.

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