Wülfrath: Wohnen - Die Maikammer hält jung

In der Siedlung leben die Hausbesitzer teilweise schon in der vierten Generation. Ende der 1930er-Jahre bauten dort viele Arbeiter von Kalk.

Wülfrath. Schön sonnig ist es an diesem Tag in der Maikammer. Auf der Mauer vor dem Haus ihrer Eltern stehen Sophie (9) und Luca (5) Geisthardt. Sie haben einen Flohmarkt im Vorgarten aufgebaut. Ein paar Euro fürs Sparschwein haben sie schon eingenommen.

Weiter oben sitzen Uschi (72) und Werner (80)Großmann vor ihrer Haustür. Sie haben den Flohmarkt schon bemerkt. "Das Familiäre unter den Generationen, das ist die Maikammer", sagt Uschi Großmann, die bis auf sechs Jahre ihr ganzes Leben dort verbrachte. "Die Siedlung hält uns jung", sagt sie.

Manfred Hoffmann, der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, sitzt derweil auf seiner Terrasse und blickt über viel Grün bis zur Heinrich-Heine-Straße. Er verbindet vor allem Kontinuität mit seiner Heimat.

"Ein Beispiel: In der Gemeinschaft haben wir in den vergangenen 60 Jahren nur drei Vorsitzende gehabt", sagt Hoffmann. Vor allem Fritz Wehberg hat den Siedlerverbund 40Jahre lang geprägt.

Neben gemeinschaftlichen Aktionen wie dem Sommerfest ist es auch Tradition, dass im Alltag auf Ordnung und Aussehen geachtet wird. "Der Siedlerbund hat die Maikammer ganz früher als schönste Siedlung des Kreises ausgezeichnet", sagt Hoffmann.

Im Jahr 1938 wurden die ersten Häuser, überwiegend von Arbeitern der Kalksteinwerke, in einem Bauprogramm selbst errichtet.

Die Industrialisierung ließ auch baulich nicht lange auf sich warten. Die Straßenbahn fuhr, und der Schornstein der Drahtzieherei Wolters markierte den Beginn der neuen Ära.

Bilder aus der Anfangszeit zeigen zwar noch Schotterstraßen, aber die Häuser stehen schon wie heute aufgereiht wie an einer Perlenkette. Dennoch fällt schnell auf: An den Eigenheimen selbst hat sich einiges verändert.

Anhand der sichtbaren Anbauten können alteingesessene Siedler zurückverfolgen, welche Generation wann ausgebaut hat. Denn die Häuser wurden weitergegeben, Kinder übernahmen ihr Elternhaus sogar schon bis zur vierten Generation. So wird im Herbst Daniel Hoffmann (37) in das Haus seiner Eltern einziehen.

Auch im Umfeld der Siedlung kam es zu Veränderungen. "Wo heute die Heinrich-Heine-Straße ist, waren früher Felder. Auf denen haben wir im Sommer oft übernachtet", erinnert sich Uschi Großmann lebhaft an vergangene Zeiten.

Hinter den Feldern lag auch der alte Steinbruch Steinkuhle. In dessen Gänge zogen sich die Bewohner der Maikammer während des Krieges bei Angriffen zurück. Mit dem Bombenalarm ist es zum Glück vorbei, aber gezeltet wird in der Maikammer auch heute noch. "Meine Enkel bleiben dazu aber lieber im Garten ihrer Eltern", erzählt Großmann schmunzelnd.

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