Wülfrath: Wenn Kinder Eltern pflegen müssen

Gesundheit: Die VHS veranstaltet die Reihe „Aspekte der Demenz“.

Wülfrath. "Demenz ist immer noch ein Tabuthema", glaubt Dr.Harald Brauer. Der Psychiater und Neurologe ist einer der Referenten der neu aufgelegten Veranstaltungsreihe "Aspekte der Demenz" der Volkshochschule in Kooperation mit der Pflege- und Wohnberatung der Stadt Wülfrath.

In vier Vortragsabenden werden die medizinischen, sozialen und juristischen Aspekte der Demenzerkrankung beleuchtet. Außerdem informieren die Mitarbeiterinnen der Pflege- und Wohnberatung vom Sozialen Dienst, Erika Papenhagen-Rütters und Susann Seidel, über Hilfsangebote.

Dass vor allem Angehörigen das Thema unter den Nägeln brennt, wurde bereits bei der ersten Auflage der Veranstaltungsreihe deutlich. Es gab viele interessierte Zuhörer und danach verstärkte Nachfragen bei den zuständigen Stellen.

"Oft kommen die Angehörigen erst, wenn sie nicht mehr weiter wissen und schon lange mit dem Problem allein gelassen wurden", weiß Erika Papenhagen-Rütters. Die Pflegeberaterin kennt die Sorgen und Nöte der Betroffenen aus eigener Erfahrung: Sie hat über Jahre hinweg ihren demenzkranken Vater gepflegt. "Vor allem die vertauschten Rollen zwischen pflegenden Kindern und demenzkranken Eltern sind für viele Angehörige schwer zu bewältigen", weiß sie. Deshalb soll in der Veranstaltungsreihe das Thema Demenz ohne Tabus zur Sprache gebracht werden.

Darf man ein schützendes Gitter am Bett der Mutter anbringen? Kann man die Tür kurzzeitig abschließen, um zu verhindern, dass der verwirrte Vater aus der Wohnung fortläuft? Oder: Sind das alles schon freiheitsberaubende Maßnahmen und sollten die Eltern besser stationär betreut werden? Und wer bezahlt die Heimunterbringung, wenn es nicht mehr anders geht? Es gibt viele Fragen, wenn es um den Umgang mit Demenz in der Familie geht. "Die Angehörigen dürfen nicht allein gelassen werden. Aber auch für die Betroffenen selbst ist es gut, wenn die Krankheit früh diagnostiziert wird, um noch medikamentös helfen zu können", so Dr. Harald Brauer.

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