Wülfrath: Stellenabbau bei Rheinkalk - Werk Flandersbach am stärksten betroffen

Rheinkalk kündigt die Streichung von fast einem Viertel aller Stellen in seinem größten Werk an. Das Berufsbildungszentrum und die Hauptverwaltung sollen erhalten werden. Von den Sparmaßnahmen nicht betroffen ist das Berufsbildungszentrum in Rohdenhaus.

Wülfrath. Der Werkzeugkoffer ist leer. Rheinkalk holt im Kampf gegen die Folgen der Wirtschaftskrise letzte Instrument heraus: Arbeitsplatzabbau. Mehr als 200 Stellen werden an allen Standorten gestrichen. Am stärksten ist allerdings Flandersbach betroffen: Dort soll die Belegschaft in diesem Jahr um fast ein Viertel reduziert werden. Ab kommender Woche verhandelt die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat, wie der Stellenabbau umgesetzt werden soll.

Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte Geschäftsführer Michael Liell die anstehenden Entscheidungen als einen "Rucksack" bezeichnet. "Schließlich geht es um Menschen, deren Familien, eben viele Schicksale." Arbeitsplatzabbau sollte das allerletzte Mittel sein, "auch weil wir um die Qualität unserer Mitarbeiter wissen".

Doch in dem "Werkzeugkoffer gegen die Krise" sind jetzt alle Schubladen gezogen: Überstundenabbau, angeordnete Freizeiten, Flexibilisierung der Arbeitszeit, Abschaltung von Anlagen auf Zeit, Kurzarbeit, das Einstellen von Sponsortätigkeiten... Schon im Februar hatte Liell gegenüber der WZ angekündigt, dass die Schritte "umso massiver werden, je größer die wirtschaftlichen Probleme sind".

Und diese bleiben gravierend: "Flandersbach ist auf einen stetigen Produktabfluss angewiesen", hatte ebenfalls in der WZ Personalchef Franz Pöppelbaum betont. Dieser bleibt aus: 38 Prozent Absatzrückgang bei den gebrannten Produkten, ein Minus von 34 Prozent bei den ungebrannten. Und die Prognosen lassen laut Rheinkalk mittelfristig keine nachhaltige Erholung erkennen.

Daraus leitet Rheinkalk die Restrukturierungsmaßnahmen ab, "die zu einer Optimierung des industriellen Produktionsnetzwerkes der Rheinkalk-Gruppe führen sollen".

Mehr als 200 Arbeitsplätze sollen in diesem Jahr abgebaut werden. Da seit Beginn dieses Jahres bereits frei gewordene Stellen nicht mehr besetzt worden sind, muss die Belegschaft um exakt 169 Stellen reduziert werden, wie Sprecher Peter-Josef Müllenborn sagte.

Die Rechnung für das größte Kalkwerk Europas in Flandersbach sieht demnach wie folgt aus: Die Planung sieht die Streichung von 115 Stellen in 2009 vor. Davon sind bereits 17 durch natürliche Fluktuation abgebaut worden. Von den aktuell 435 Beschäftigten in Flandersbach müssen also 98 um ihren Job bangen - rund 22,5 Prozent.

Wie Müllenborn auf Nachfrage betont, soll die Rheinkalk-Hauptverwaltung - 148 Mitarbeiter plus 61 Azubis - in Wülfrath erhalten bleiben. Eine Analyse der Funktionen im "Headquarter" an der Rheinkalkstraße sei aber noch nicht gänzlich abgeschlossen.

Zum 1. Oktober soll es konkrete Ergebnisse geben. "Im Lhoist-Konzert gibt es zurzeit ein Projekt unter dem Titel ,Fit for the Future’. Da wird darüber nachgedacht, inwiefern die besten Leute für Aufgaben zentralisiert eingesetzt werden können. In Sachen Kompetenz ist die Hauptverwaltung bestens aufgestellt", ist Müllenborn zuversichtlich.

Von den Sparmaßnahmen nicht betroffen ist das Berufsbildungszentrum in Rohdenhaus. Es wird nicht geschlossen. Auch werde Rheinkalk in der Krise weiter ausbilden.

Mit der Umsetzung des Maßnahmenkatalogs (siehe Info-Kasten) sollen Kostenentlastungen erzielt werden, die die Zukunft des Unternehmens sichern. Anfang Mai hatte Pöppelbaum der WZ erklärt, dass "es unsere Motivation ist, Rheinkalk so aufzustellen, dass das Unternehmen in Zukunft auf soliden Füßen steht." Liells Hoffnung: "Wir werden nach der Krise besser da stehen als vor der Krise."

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