Wülfrath: Poeten wagen sich vor Publikum

Schüler des Gymnasiums veranstalteten den ersten Wülfrather Poetry Slam.

Wülfrath. "Jetzt mach schon: Wir sollten schon vor 15 Minuten aufgebrochen sein! Nur weil du unbedingt so lange im Bad brauchst. Immer bist du der Grund, warum wir so spät bei meiner Mutter sind."

Dies ist nicht nur eine typische Szene aus tausenden von Partnerschaften, sondern auch der Beginn einer Kurzgeschichte von Sarah Krajewski. Eine von vielen Geschichten, die beim "Poetry Slam" im nahezu ausverkauften Gemeindezentrum Süd vorgelesen wurden.

Organisiert wurde der literarische Abend von Deutschlehrerin Kristina Zimmermann und Schülern des Gymnasiums, und das Publikum bekam nicht nur die Texte der Schüler zu hören. Als Stargast konnte man den bekannten Poetry-Slammer und Autoren Mischa-Sarim Vérollet gewinnen, der vornehmlich Texte aus seinem aktuellen Buch "Das Leben ist keine Waldorfschule" vortrug.

Der Kontakt war beim Besuch einer Poetry Slam-Veranstaltung im vergangenen Jahr in Wuppertal zustande gekommen. Danach war man sich einig: "Da können wir doch zumindest mithalten", berichtet Schüler Matthias Sura, der den Wülfrather Poetenwettstreit moderierte.

Und Vérollet, der in Bielefeld lebt und bundesweit auftritt, sagte zu: "Ich finde ja, dass es viel besser ist, wenn Schüler so was organisieren, als wenn sie zum Beispiel Amok laufen", kommentierte der 28-jährige gewohnt bissig. Der Autor verarbeitet in seinen Texten Situationen aus dem Leben. Man kann für ihn allerdings nur hoffen, dass er einige nicht wirklich so erlebt hat. So gerät er von einer komischen Szene in die nächste, ist mal leidender Patient beim Kieferchirurgen, mal Allergiker, der den Kampf gegen die Natur aufnimmt, und mal rutscht er einfach nur im Schnee aus - mit fatalen Folgen.

Ähnlich gute Ideen bescheinigte Vérollet, der den Kurzgeschichten der Schüler lauschte, anschließend auch den Jungautoren. Vor allem fand er es wichtig, dass sich die Vorleser Kevin Zatta, Frederik Brumm und Hendrik Merckens zum Schritt auf die Bühne getraut hatten. Die meisten Stories der 16- bis 18-jährigen behandelten das vorgegebene Thema der Zeugnisvergabe, aber auch freiwillig geschriebene Texte mit anderen Motiven fanden nun den Weg an die Öffentlichkeit.

"Wir haben so versucht, den Lehrplan mit etwas Schreibpraxis zu bereichern. Die Idee mit dem Slam kam dann nach und nach von den Schülern", erklärt Kristina Zimmermann, die erst seit einem halben Jahr in Wülfrath unterrichtet und augenscheinlich ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Kurs hat. Schulleiterin Erika Winkler freut’s: "Natürlich sind wir froh über jegliche Aktivitäten, die das schulische Leben bereichern", lobt auch sie die Arbeit der jungen Kollegin.

Und wer weiß, vielleicht etabliert sich nach der ersten erfolgreichen Show ja der Wülfrather Poetry Slam. Lob gab es jedenfalls vom Profi: Mischa-Sarim Vérollet ermutigte nach der Show alle dazu, weiterzumachen.

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