Wülfrath: Ein märchenhaftes Hörerlebnis

Otto Winnacker und die „Wolga Virtuosen“ begeisterten mit ihrer Version des „Nussknacker“.

Wülfrath. Es war die eigene Fantasie, die in den buntesten Farben die schönsten Bilder malte. Es war die Musik, die 1000 kleine Soldaten trippeln ließ, die die Flügel der Feen zum Schwingen brachte. Und es war der Bann des Märchens, das in eine unglaubliche Geschichte entführte.

Ernst-Otto Winnacker erzählte am Sonntagmittag in der Kathedrale des Kommunikations-Centers in Schlupkothen von einem Mädchen Namens Marie, von einem hölzernen Nussknacker und - passend zum Wetter - von Russland in der Weihnachtszeit. Begleitet wurde die Lesung des "Nussknacker" vom Quartett "Wolga Virtuosen", das das Märchen in Klänge übersetzte.

Das Familienstück, geschrieben von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann und vertont von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, brauchte weder ein aufwändiges Bühnenbild Bild noch Requisiten. Die Fantasie allein reichte aus, um dabei zu sein, wie die kleine Marie in eine fremde Welt eintauchte. Als sie zu Weihnachten einen liebenswerten Nussknacker geschenkt bekommt, ist sie ganz hingerissen von ihm.

Doch als sich in der Nacht ihr Kinderzimmer mit Leben füllt, der siebenköpfige Mäusekönig ihren Nussknackermann bedroht und die Spielzeugsoldaten aufmarschieren, denkt sie zunächst, sie hätte geträumt. Doch bald schon wird ihr bewusst: Der Nussknacker braucht tatsächlich ihre Hilfe. "1000 Füßchen tappten, 1000 Äuglein blitzten. Vor Maries Füßen zischte und pfiff es", las Ernst-Otto Winnacker vor.

Während die Kinderaugen immer größer wurden, erzählte die Musik weiter: Elena Olenchyk und Valerij Kisseljow ließen ihr Domra tapsen und trippeln, Alexander Pankov imitierte mit seinem Bajan das Kommando des Nussknackers, und Jouri Kostev ließ seine Bassbalaleika von dem wütenden Mäusekönig erzählen.

Johanna Schott (7) verfolgte gespannt die Geschichte und war ganz begeistert: "Mir gefällt der Nussknacker sehr gut. Die Geschichte kannte ich vorher noch gar nicht." Doch auch die Erwachsenen lauschten dem Märchen ihrer Kindheit und der traumhaften Musik der "Wolga Virtuosen".

Durch persönliche Kontakte konnte Ernst-Otto Winnacker die professionellen Musiker aus Russland schon für mehrere Auftritte gewinnen. Bisher beglückte er mit namhaften Künstlern und fantasievollen Puppenspielen in seinem kleinen Theater in Aprath nur Freunde und Bekannte.

Der Auftritt im Kommunikations-Center ist der erste öffentliche. Fürs Frühjahr kündigt der Kulturliebhaber jedoch schon an: "Ich habe vor, im kommenden Jahr zu noch mehr öffentlichen Veranstaltungen einzuladen." Bei vielen schon längst ein Geheimtipp, für Wülfrath willkommene Bereicherung.

Nach einem deftigen Mittagessen in der Kathedrale blieben viele gerne auch zur zweiten musikalischen Lesung von Ernst-Otto Winnacker und der "Wolga Virtuosen". Der "Schneesturm", geschrieben von Alexander Puschkin und vertont von Georgij Swiridow, erzählte passend zum weißen Gestöber draußen eine Liebesgeschichte aus dem Russland des frühen 19. Jahrhunderts - ein Hörerlebnis voller Melancholie und Tiefgang.

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