Wülfrath: Der Verein für Lebensqualität

Seit zehn Jahren sorgt ein Förderverein dafür, dass es den Bewohnern im Haus August-von-der-Twer besser geht. Die Arbeit ist für die ganze Stadt eine Bereicherung.

Wülfrath. Wer weiß, vielleicht hat sich der Fernsehsender Vox die Idee für seine Sendung "Das perfekte Promi-Dinner" in Wülfrath geholt. Denn dort gibt es die lockere Koch- und Plauderrunde mit namhafter Beteiligung schon seit neun Jahren - fast so lange, wie es den Förderverein für das Altenheim August-von-der-Twer-Haus gibt.

Der hat sich das Konzept nämlich damals einfallen lassen. Und wäre Bürgermeisterin Claudia Panke nicht gerade erkrankt, würde sie heute Abend in der Therapieküche des Heimes stehen und etwa 20 Gästen ein mediterranes Überraschungsgericht kredenzen.

Dass der Termin nun verschoben wird, verdirbt dem Förderverein die Bilanz nicht - die ist nach zehn Jahren voller Einsatz und Aktionen ohnehin beachtlich. Treibende Kraft war und ist Anni Wilken, die früher für die SPD im Rat saß, den Sozialausschuss leitete und sich dabei viel mit Altenthemen beschäftigte. Als dann bekannt wurde, dass die Bewohner des August-von-der-Twer-Hauses für längere Zeit nach Wuppertal umziehen müssten, weil ihr Heim grundsaniert würde, war der Entschluss schnell gefasst: "Wir wollten nicht, dass der Kontakt zu den Menschen - die ja weiter Wülfrather sind - verloren geht."

Anni Wilken verlegte sich von der Politik voll auf die Vereinsarbeit. Und in der gründlichen Art, die ihr als Juristin eigen ist, tat sie das gleich sehr professionell.

Schnell waren die ersten 50 Mitglieder beisammen. Der Vorstand lernte bei einem Fund-raising-Workshop etwas über das erfolgreiche Geldsammeln und entwickelte Ideen und Ziele. Denn der Verein will mehr sein als bloß Financier. "Wir wollen etwas für die Lebensqualität der alten Menschen tun", sagt Wilken. Und dazu gehört auch der Austausch mit der Außenwelt.

Das Promi-Kochen ist ein Beispiel, es hat schon rund 20 Mal Leben ins Haus und Geld in die Vereinskasse gebracht. Der Snoezelen-Raum ein anderes: Das heimelige Badezimmer wurde von Hauptschülern mitgestaltet. Eine Bereicherung für beide Seiten.

Die Liste der Projekte ist binnen der zehn Jahre beachtlich gewachsen. Mit einem Bus, der die Bewohner aus ihrem Wuppertaler Ausweichquartier nach Wülfrath brachte, ging es los. Es folgte die Einrichtung der Therapieküche, vier Lifter wurden angeschafft und das Wohlfühlbad, dazu spezielle Therapiestunden bezahlt und viele kleinere Annehmlichkeiten ermöglicht, etwa ein rollstuhltauglicher Kicker oder Brettspiele mit extra-großen Figuren.

"Es waren zehn erfolgreiche Jahre", sagt Anni Wilken stolz. Doch darauf auszuruhen, kommt niemandem in den Sinn. In diesem Jahr soll der Heimalltag mit Kabarett aufgelockert werden, außerdem soll die zugige Dachterasse einen Windschutz aus Glas bekommen. Die Vorschläge kommen oft aus dem Dialog mit der Heimleitung, die Entscheidung treffen aber die etwa 80 Mitglieder.

Denn jedes Mal muss aufs Neue geklärt werden, ob nicht die Diakonie für eine Investition zuständig ist. Wilken: "Wir wollen den Träger schließlich nicht aus seinen Pflichten entlassen, sondern wirklich etwas für die Bewohner tun."

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