Wülfrath: Alter Wasserstollen entdeckt

Tiefbauamtsleiter Peter Pfeiffer und Denkmalschützer Michael Kumpf sind entlang des geplanten Radwegs auf viele Relikte der Kalk- und Bahngeschichte gestoßen.

Wülfrath. "Ein Radweg, aber einer mit Geschichte": Tiefbauamtsleiter Peter Pfeiffer sieht in dem Panorama-Radweg auf der Trasse der ehemaligen Niederbergbahn auch die Chance, "die Relikte von Kalk- und Eisenbahn-Geschichte zu sichern und zu zeigen".

Unweit des Bruchs Schlupkothen zum Beispiel gibt es eine ganze Menge zu entdecken - wie einen Entwässerungsstollen. "Der muss mehr als 100 Jahre alt sein", schätzt Denkmalschutzbeauftragter Michael Kumpf.

Die Bahntrasse zwischen Steinbruch und Hauptstraße offenbart ein Stück Heimatgeschichte, "die noch gar nicht ganz erkundet ist", wie Kumpf sagt. Er und Pfeiffer sind daher daran interessiert, dass sich noch Wülfrather finden, die etwas zur Geschichte vor allen Dingen der Eisenbahn in diesem Bereich beitragen können.

Eines ist sicher: Die Trasse, wie sie heute läuft, ist nicht die ursprüngliche. Erst 1911 wurden die Gleise tiefer gelegt. Zuvor verliefen sie im Bereich des Hauses Schlupkothen1 und kreuzten die Straßen an zwei Stellen, wie eine Karte von 1892 ausweist. Kumpf: "Das heutige Obdachlosenheim könnte im 19.Jahrhundert das Bahnhaus gewesen sein."

Mit dem Kalkabbau am Hammerstein wurde etwa Mitte des 19.Jahrhunderts begonnen, der Trichterkalkofen stammt aus dem Jahr 1841. Die Bahnstichstrecke zwischen Aprath und Wülfrath wurde 1886 in Betrieb genommen.

Erst 1892 begann Thyssen mit dem Kalkabbau im Bruch Schlupkothen. 1903 - der Bahnverkehr nahm zu - wurde der Anschluss ans Angertal vorgenommen. Noch 1905 lagen die Werksgleise höher. Sechs Jahre später gab es schließlich den "Einschnitt" mit der Tieflegung der Trasse und dem Bau der Brücke am Haus Schlupkothen1.

Der ehemalige Kalkmitarbeiter Armin Wieduwilt hat Kumpf berichtet, dass von den Höhen Kocherscheidts und Schlupkothens das Wasser in den Bereich der Trasse lief. Bevor es ab 1930 in den Bruch eingeleitet wurde, dürfte es in den Entwässerungsstollen geführt worden sein. "Etwa 50 bis 60 Meter ist der Stollen lang", schätzt Pfeiffer. Im vorderen Bereich ist er gemauert, im weiteren Verlauf besteht er aus Naturstein.

Pfeiffer ist von dem Stollen, der direkt an dem Radweg liegt, fasziniert. "Es müssen nicht immer Riesenhöhepunkte sein, die am Wegesrand präsentiert werden", sagt er. Schon so ein Stollenzugang löse Neugier aus. "Mal die Nase reinhalten, den Moder schnuppern und darüber nachdenken, was hier früher geschehen ist, das reicht schon aus", meint er.

Alte Signale vom Bahnhof Wülfrath, grobe Stützmauern oder auch die Spuren der ehemaligen Straßenbahnführung in Richtung Velbert - direkt vor der Haustür des Obdachlosenheims - sind für Pfeiffer heimatkundliche Relikte.

"Davon müsste so viel wie möglich erhalten werden", wünscht er sich. Kumpf hofft, dass zudem Hinweisschilder aufgestellt werden könnten. Die Wülfrather setzen dabei auf den Kreis, der das Panorama-Radweg-Projekt vorantreibt und für die klamme Stadt Wülfrath finanziert.

Friedhelm Reusch, Leiter der Stabstelle für technische Kooperation des Kreises, macht allerdings wenig Hoffnung. "Es gibt eine Menge "Nice to have"-Dinge, aber es muss finanzierbar sein", erinnert er daran, dass die Kosten für den Abschnitt in Wülfrath auf insgesamt zwei Millionen Euro gedeckelt sind.

Allein die Sanierung der Stützmauern und Brücken auf dieser Distanz werden in einem jüngsten Gutachten mit 560000 Euro beziffert. Die Eisenbahnentwicklungsgesellschaft hatte vor einigen Jahren von 50000 Euro Investitionsbedarf gesprochen. Reusch: "Man sieht, wir müssen Kosten senken."

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