„Wir verstecken uns nicht“

Seit einem Monat zeigt das Ordnungsamt mehr Präsenz. Die WZ begleitete eine Tour durch Wülfrath.

„Wir verstecken uns nicht“
Foto: Simone Bahrmann

Ein Kindergesicht kann innerhalb von Sekunden kalkweiß werden. Ordnungsamtsleiter Marcus Kauke geht auf zwei Dreizehnjährige zu, die gerade einen Böller angezündet haben. „Darf ich mal die Packung sehen?“, fragt er. Ein Blick, dann gibt’s Entwarnung — es handelt sich um Feuerwerk, das das ganze Jahr erlaubt ist. „Also kriegen wir keinen Ärger?“, fragt einer der erstarrten Jungen.

Seit dem 1. Januar zeigt das Ordnungsamt in Wülfrath so viel Präsenz wie noch nie. Acht Stunden in der Woche sind Kauke und seine Kollegen neuerdings im Stadtgebiet unterwegs und sehen nach dem Rechten. Bislang schrieb das Ordnungsamt im Außendienst nur Knöllchen, jetzt achten die städtischen Mitarbeiter in Blau auch auf weggeschnippte Zigaretten oder nicht angeleinte Hunde. „Wir verstecken uns nicht hinter Blumenkübeln. Wir setzen auf Präsenz“, erklärt Kauke das Prinzip.

Daher ist die Zahl derer, die im Rahmen der neuen „Anti-Kippen-schnippen-Kampagne“ zehn Euro Verwarngeld zahlen mussten, bislang sehr überschaubar. Kauke: „Wir müssen die Täter auf frischer Tat ertappen, das passiert eher selten.“

Aber es passiert. Gerade als Kauke und seine Kollegin Melanie Nonn an der Bushaltestelle „Stadtmitte“ um die Ecke kommen, wirft ihnen ein telefonierender Raucher seine Kippe vor die Füße. Als Kauke ihn anspricht, wirkt der Mann überrascht: „Ach so, dann tu ich die weg.“ Zu spät. Der Schnipper zahlt zehn Euro und kriegt dafür einen Flyer.

Kaukes Ansprache ist ruhig und sachlich, deshalb bleiben es auch die „Täter“. In der Regel. Im Stadtpark ist ein Wülfrather mit seinem Hund unterwegs. Leine? „Oh, die habe ich nicht dabei. Ich bin nur eben rausgegangen zum Pinkeln“, sagt er. Dass er jetzt Post von der Stadt bekommen soll, passt ihm gar nicht. „Sagen Sie mir doch einfach direkt, was der Spaß kostet“, fährt er die städtischen Mitarbeiter an.

In der Regel sind Hundebesitzer, die ihr Tier ohne Leine ausführen, 25 Euro los. Das Herrchen lässt seinen Vierbeiner wissen: „Das ziehe ich dir von deinem Taschengeld ab.“

Die Polizei mussten Kauke und sein Team erst einmal dazu holen. Er lächelt: „Das waren Leute, die mit unserer Arbeit nicht zufrieden waren.“ Normalerweise sei die Rückmeldung auf den neuen Außendienst jedoch positiv.

Vielleicht auch, weil das tägliche Geschäft eigentlich aus Reden besteht — nicht aus Abkassieren. So wie bei den Böller-Kindern. Kauke entlässt die beiden mit den Worten: „Nehmt bitte Rücksicht auf andere Leute.“ Die 13-Jährigen versprechen’s und ziehen ab.

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