Weg zur Orgel beginnt am Klavier

Die evangelische Kirche wirbt für eine Ausbildung zum nebenberuflichen Kirchenmusiker. Die Chance, danach übernommen zu werden, ist sehr gut.

Weg zur Orgel beginnt am Klavier
Foto: U. Bangert

Velbert. Bei der evangelischen Kirche gibt es immer weniger Kirchenmusiker. „Im Jahr 2020 werden 100 Kantoren in den Ruhestand gehen, gleichzeitig gibt es immer weniger Absolventen für Kirchenmusik an den entsprechenden Hochschulen“, kündigt Sigrid Wagner-Schluckebier die bevorstehenden Veränderungen an. Unter der Leitung der obersten Kantorin des Kirchenkreises Niederberg wollen die Bergischen Kirchenkreise gemeinsam für Nachwuchs auf den Orgelbänken sorgen. „Klavierkenntnisse müssen vorhanden sein, eine starke Affinität zur Musik und ein Interesse an der Kirche sollten da sein“, beschreibt die Kantorin die Grundvoraussetzungen, die im September bei einer Aufnahmeprüfung vorgestellt werden müssen.

Anschließend werden die zehn Kandidaten gemeinsam in Musiktheorie, Gehörbildung und Chorleitung ausgebildet, im Einzelunterricht werden Klavier- und Gesangkenntnisse vertieft. „Wer einen Chor leiten möchte, der sollte die einen oder anderen Kniffe kennen“, so die Erfahrung der Praktikerin. Dazu kommt selbstverständlich das Orgelspiel, das sich in künstlerisches und liturgisches Spiel aufteilt. Das ist noch nicht alles: Hymnologie, Kirchenmusikgeschichte und Orgelbau stehen ebenfalls auf dem Stundenplan. Am Schluss steht dann die Prüfung zum C-Kirchenmusiker mit der Befähigung, als nebenamtlicher Kirchenmitarbeiter tätig werden zu können.

„Die Aussichten, übernommen zu werden, sind sehr gut“, verspricht Superintendent Jürgen Buchholz. Die zweieinhalbjährige Ausbildung erfolgt berufsbegleitend, alle zwei Wochen samstags von 10 bis 17 Uhr. Die Kosten werden zu je einem Drittel von der Landeskirche, den Bergischen Kirchenkreisen und den Teilnehmern selbst getragen, die bei 110 Euro monatlich liegen. Während der Einzelunterricht, zum Beispiel an der Orgel, in den Gemeinden vor Ort stattfindet, wird der Gemeinschaftsunterricht in den Räumen des Kirchenkreises an der Lortzingstraße in Velbert erfolgen „Die Ausbildung neben dem Beruf ist schon anspruchsvoll“, räumt Sigrid Wagner-Schluckebier ein.

Immerhin gibt es bereits drei Interessenten. Eine von ihnen ist Andrea Goschau. „Ich mag Musik“, sagt die Velberterin, die relativ spät zum Klavier spielen fand, aber dafür umso begeisterter ist. Als ihre Kinder bei einem Kindermusical an der Apostelkirche mitmachten, war es für sie keine Frage, dass sie beim Einstudieren half. Ihr Entschluss stand fest: „Ich möchte gerne mehr mit Musik machen.“ Da kommt das Angebot der Kirchenkreise gerade richtig. „Das ist eine tolle Chance, mich musikalisch zu verbessern, auch wenn der Zeitaufwand groß ist. Aber ich spiele ja sowieso schon zu Hause viel Klavier. Außerdem habe ich so die Möglichkeit, die Musik nebenberuflich zu betreiben“, sagt Goschau.

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