Votum: Es reicht nicht fürs Freibad

Zwar sprachen sich 87,2 Prozent derjenigen, die am Sonntag abstimmten, pro Freibad Nizzatal aus. Doch die Mindeststimmenzahl wurde um rund 1500 verfehlt.

Velbert. Das Bürgerbegehren für den Erhalt des Freibades Nizzatal ist gescheitert. Zwar stimmten 87,2 Prozent der Wähler am Sonntag dafür. Das notwendige Quorum von 13 367 Stimmen wurde aber um rund 1500 Stimmen verfehlt. „Das ist kein Tag der Freude, das ist ein Tag der Klarheit“, kommentierte Bürgermeister Stefan Freitag bei der Ergebnisbekanntgabe um 19.25 Uhr im Rathaus.

20,4 Prozent der 66 835 Abstimmungsberechtigten gingen zur Wahl. 11 862 stimmten mit „Ja“ — zu wenig.

Die Vertretungsberechtigten der Bürgerinitiative „Pro Nizzabad“ verfolgten den Eingang der Ergebnisse schweigend. Als am Ende nur zwei Abstimmungslokale aus Langenberg ihre Meldungen noch nicht gemacht hatten, war die Abstimmung längst gelaufen. Nur noch theoretische Chancen konnten größte Optimisten ausmachen. So war es still, ja beinah schon nüchtern-sachlich, als Freitag feststellte: „Die notwendige Mindeststimmenzahl wurde nicht erreicht.“

Freitag zollte der Bürgerinitiative Respekt für ihren Einsatz. Aber auch der Politik, die am Sparkurs festhalte, verdiene Respekt. Freitag: „Wir müssen aber auch erkennen, dass vielen Velbertern die Notwendigkeit des Sparzwangs nicht klar ist.“ Dazu tragen aus seiner Sicht aber auch Entscheidungen aus Düsseldorf und Berlin bei, „wo Wahlgeschenke angekündigt werden. In Bund und Land ist offenbar Geld da, in den Städten nicht. Das versteht der Bürger nicht mehr.“

Die Hoffnung sterbe zuletzt, sagte Walter Grevener von der Bürgerinitiative. Er hoffe, dass die Politik angesichts der fast 12 000 Stimmen für das Bad „ihre Entscheidung noch einmal überdenkt“.

Hochbetrieb in den Langenberger Stimmlokalen, verhaltenes Interesse in Neviges und Velbert — so unterschiedlich wie die Beteiligung am Bürgerentscheid war gestern auch die Stimmung in den Stadtteilen. Gegen 16 Uhr hatten in Bonsfeld 42 Prozent der Abstimmungsberechtigten ihr Votum abgegeben. So einen Betrieb habe es bei den vergangenen Wahlen nicht gegeben, sagte ein Wahlhelfer. Ähnlich sah es in der Grundschule Nierenhof und in der Sparkasse am Froweinplatz aus. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen — und eine gespannte bis gereizte Atmosphäre. Dass es nur fünf Stimmlokale in Langenberg gab — bei Wahlen sind es 13 an zehn Standorten — wurde als Schikane empfunden.

Einen geruhsamen Job hatten hingegen die Wahlhelfer in Neviges und Velbert. Etwa je 250 Bürger hatten bis 16 Uhr ihr Votum in der Tönisheider Grundschule und im David-Peters-Haus abgegeben, gerade acht Prozent der Berechtigten. „Wir sind für die Schließung“, sagte eine Tönisheider Familie. Es müsse gespart werden, aber keiner wolle damit Tür anfangen. Auch ein Ehepaar in Neviges hatte mit Nein gestimmt, während eine ältere Dame für den Erhalt des Bades votierte: „Deutschland ist doch ein reiches Land. Ich habe kein Verständnis für die Schließung.“

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