Vorwürfe mehren sich — Tierheim bleibt geschlossen

Die Anlage in Velbert wurde wegen mangelnder Hygiene gesperrt. Nun stehen Behauptungen im Raum, Gelder aus dem Handel mit Hunden seien veruntreut worden.

Velbert. Decken voller Kot, Müllberge und verdorbenes Futter — die Zustände im Tierheim Velbert an der Langenberger Straße sind katastrophal. Am Freitag ist das Kreisveterinäramt eingeschritten und ordnete die Schließung des Tierheims an. Der Tierschutzverein Velbert-Heiligenhaus, der das Heim betreibt, wurde aufgefordert, die Missstände zu beseitigen. „Die Schließung war nötig, weil der Kreisveterinär Hygienemängel festgestellt hat“, sagte am Montag Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises zur WZ. Zudem seien die Zwinger zu klein oder verdreckt gewesen.

Das Tierheim sei außerhalb der regulären Kontrollen überprüft worden. „Es lag ein anonymer Hinweise vor, aus dem hervorging, dass im Tierheim Velbert Standards zur Tierhaltung und Hygiene nicht eingehalten werden.“

Am Montag war Kreisveterinär Dr. Joachim Müller zu einer erneuten Prüfung im Tierheim. Die Mitarbeiter sollen angefangen haben, aufzuräumen. „Trotzdem wird der Tierarzt jeden Tag vor Ort sein. Es ist so viel zu tun, dass nicht in drei Tagen alles erledigt werden kann, damit die Standards erfüllt sind“, stellte Hitzemann jklar.

Alle Tiere sollen seit Freitag von einer niedergelassenen Tierärztin untersucht worden sein. „Sie hat festgestellt, dass viele kranke Tiere nicht die richtige Behandlung erfahren haben.“ Hunde, Katzen und Kleintiere bleiben aber vorerst im Tierheim. „Sie können zum jetzigen Zeitpunkt nicht vermittelt werden. Aufnahmen von Fundtieren sind nach Rücksprache mit dem Amtstierarzt möglich“, sagt Hitzemann.

Bevor das Tierheim vom Kreisveterinär am Freitag geschlossen worden war, hatte die Polizei es schon in der Nacht zu Freitag gesperrt. „Wir haben per Telefon Hinweise von Bürgern bekommen, die gesehen haben, wie Personen am und im Tierheim gearbeitet haben“, sagte Polizeisprecher Ulrich Löhe. Der Anruf sei gegen 23 Uhr eingegangen. Daraufhin seien Beamte ausgerückt. Löhe berichtete am Montag, dass Personen in einer Nacht- und Nebelaktion versucht hätten, Spuren zu verwischen, die auf die katastrophalen Zustände im Heim hinweisen. „Dem Tierheim war bekannt gewesen, dass die Kontrolle des Kreisveterinäramtes ansteht.“ Die Polizisten hätte den Personen einen Platzverweis erteilt und dann das Gelände gesperrt.

Und es gibt noch mehr Vorwürfe: Auf einer Internetseite, die Tierärzte betreiben, wird ein Schreiben zitiert, das den Deutschen Tierschutzbund erreicht haben soll. Darin steht, das Tierheim habe mit Hunden aus dem Ausland gehandelt. Damit verbunden sollen auch Spendengelder unterschlagen und veruntreut worden sein. Hinweise darauf bekam die WZ am Montag auch von einer Mitarbeiterin der Organisation Charity Watch. Sie prüft, ob Spenden zweckgemäß eingesetzt werden oder ob sich Institutionen an dem Geld bereichern.

Ein weiterer Vorwurf, der aus dem Schreiben hervorgeht: Quarantänestandards sollen nicht eingehalten worden sein, was dazu führte, dass sich Infektionskrankheiten ausgebreitet haben.

Die Vorstandsmitglieder des Tierschutzvereins schwiegen am Freitag zu den Vorwürfen. Auch am Montag war Jutta Rothstein, Vorsitzende des Vereins, mit einer Stellungnahme verhalten: „Solange ich die Akte des Kreisveterinäramtes nicht habe, kann ich keine Aussagen machen“. Zu den Behauptungen über den Handel mit Hunden aus dem Ausland sagt sie: „Wir haben Hunde aus dem Ausland geholt, um ihnen ein würdiges Leben zu ermöglichen. Ein Handel hat aber nicht stattgefunden. Sie wurden wie jedes andere Tier vermittelt“, sagte sie. Fundtiere aus der Region hätten trotz der Hunde aus dem Ausland aufgenommen werden können.

In Sachen Infektionskrankheiten stellt Rothstein fest, dass es Perserkatzen gab, die Darmparasiten hatten. Diese Tiere seien aber behandelt worden. Dass der Tierschutzverein jetzt so in die Kritik gerät — dahinter vermutet die Vorsitzende eine Intrige früherer Vereinsmitglieder und ehemaliger Mitarbeiter, die auch die Anzeige erstattet haben sollen. „Sie wollen den Vorstand stürzen und lassen sich jetzt diese Geschichten einfallen.“ Der Verein hat inzwischen einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Fest steht, dass der Kreisveterinär in nächster Zeit mit den Vorstandsmitgliedern über die Zukunft des Tierheims sprechen wird.

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