Velbert: Über³ Kurzwelle bis ins All

Nach der Gründung 1949 feiern die Velberter Funker heute das Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür.

Velbert. Es rauscht und quietscht im Lautsprecher, verzerrte Stimmen quaken aus dem Äther. Ganz langsam bewegt Alexander Pangritz einen großen Drehknopf, verändert in winzigen Schritten die Empfangsfrequenz des wuchtigen Funkgerätes. Dann ist eine Stimme erkennbar: "CQ from ON7SA!" "DO1EMT at DL0VR, five nine!" antwortet Pangritz.

Der 33-Jährige hat soeben mit der Clubstation des Velberter DARC-Ortsverbandes über Kurzwelle eine Funkverbindung hergestellt. Der Salat aus Buchstaben und Zahlen bedarf dringend der Aufklärung: "CQ bedeutet, dass ein Funkamateur einen Gesprächspartner sucht", erläutert Pangritz. Das Rufzeichen mit den Anfangsbuchstaben ON weist die Gegenstation als Belgier aus, dem Pangritz über die Vereinsstation antwortet, dass er gut verständlich und mit höchster Signalstärke zu empfangen ist.

Und was bedeutet DARC? "Deutscher Amateur Radio Club, der Bundesverband der Funkamateure" erklärt Brigitte Hielen, die Vorsitzende des Velberter Ortsverbandes.

Dieser feiert heute sein 60-jähriges Bestehen und lädt ab zehn Uhr zum Tag der offenen Tür in die Vereinsräume im und um den alten Wasserturm an der Steeger Straße ein. Während man in den dreißiger Jahren gerade einmal einige hundert Sendegenehmigungen zählte, blühte der Amateurfunk in Deutschland ab 1949 nach der Freigabe durch die Allierten auf. Noch im selben Jahr gründete eine Handvoll Velberter Funkfreunde einen eigenen Ortsverband: "Bis dahin hatte sich die Gruppe, die sich aus allen Schichten der Bevölkerung zusammensetzte, nur heimlich bei einem Velberter Fabrikanten treffen können", berichtet Eberhard Warnecke.

Der weltweite Kontakt zu anderen Funkern fand hauptsächlich über die vereinseigene Station oder selbstgebastelte Geräte statt. Schnell pflegten die Funkamateure Freundschaften über Länder- und Ideologiegrenzen hinweg: "Amateurfunk ist wortwörtlich Völkerverständigung", so der langjährige Vorsitzende.

Während Pangritz Spaß an der Verständigung mit anderen Funkern hat, ist Wolfgang Strom mehr an der Technik interessiert: "Ich bin über den CB-Funk eingestiegen. Da darf man nur mit fertigen Geräten arbeiten." Erst mit der Amateurfunklizenz konnte er selber basteln und experimentieren.

"An vielen Entwicklungen wie Digitalfunk oder Satellitenkommunikation waren Funkamateure beteiligt", ergänzt Holger Nickel. Auf der anderen Seite sei der Notfunk der Funkamateure oft auch heute noch die einzige Verständigungsmöglichkeit, wenn alle öffentlichen Netze zusammenbrechen, erinnert der Velberter an Katastrophen wie den Tsunami oder Hurrikan Katrina.

Indessen mangelt es dem Verein an Nachwuchs. "Internet und Handy bieten leichtere Kommunikationsmöglichkeiten", so Hielen - zumal für die Funklizenz zunächst einmal Sachkenntnis gepaukt werden muss: "Das ist aber für jeden machbar", meint Ausbilder Jan van der Hijden , der sogar einen 78-jährigen Velberter erfolgreich durch die Lizenzprüfung gebracht hat.

Um auch die Jugend für den Amateurfunk zu begeistern, hat der Ortsverein erstmals am städtischen Ferienprogramm teilgenommen. Dort wurden kleine Mittelwellenradios mit den Kindern gebastelt. Pangritz hat sich derweil mit dem Belgier über das Funkgerät und die Antenne ausgetauscht. Er notiert sich Datum, Uhrzeit und Rufzeichen, damit er das Gespräch mit einer QSL-Karte - einer Postkarte des Velberter Clubs mit den Verbindungsdaten - bestätigen kann. Der Belgier hat indessen bereits Kontakt mit einem norwegischen Amateurfunker aufgenommen. Offenbar will er in kurzer Zeit möglichst viele Verbindungen herstellen - eine weitverbreitete Art des Wettbewerbs.

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