Velbert: Ausbildung hinkt hinterher

Die Konjunkturbelebung schlägt sich in Niederberg nicht positiv auf die Ausbildungssituation nieder.

Velbert. Während allerorts - auch im Kreis Mettmann - die Konjunkturbelebung für positive Tendenzen bei Arbeitsstellen und Ausbildungsplätzen sorgt, hinkt Niederberg dieser Entwicklung deutlich hinterher, vor allem beim Ausbildungsmarkt. So meldeten Wirtschaft und Verwaltung in Velbert, Wülfrath und Heiligenhaus von Oktober 2009 bis September 2010 der Agentur für Arbeit nur 473 Ausbildungsstellen - 16 Prozent weniger als im Vorjahr.

Zum Vergleich: Im Agenturbezirk Düsseldorf werden mit mehr als 6.400 Stellenangeboten gut sechs Prozent mehr Azubi-Stellen gemeldet als im Vorjahr, und den 73 jungen Leuten, die noch einen Ausbildungsplatz suchen, stehen 245 offene Stellen gegenüber.

Von solchen Verhältnissen wagt Martin Klebe, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Wuppertal, gar nicht zu träumen. Er hofft vielmehr, dass sich noch einige Unternehmen in Niederberg einen Ruck geben und Jugendlichen doch noch einen Ausbildungsplatz anbieten - auch im eigenen Interesse. Denn die Azubis von heute sind die potenziellen Facharbeiter von morgen. Und die werden inzwischen händeringend gesucht.

Sorgen über die Entwicklung macht sich Klebe auch deswegen, weil die Belegschaften in Niederberg bereits älter sind als in vielen anderen Städten. "Niederberg benötigt also gerade besonders viele junge Fachkräfte, ansonsten könnten den Unternehmen die Fachkräfte ausgehen und die drei Städte würden den Anschluss verlieren", sagte Martin Klebe am Dienstag in einem Pressegespräch.

Der Stellenrückgang auf dem Ausbildungsmarkt ist bei Handwerk und Industrie gleichermaßen ausgeprägt und beträgt rund zehn Prozent. Da gleichzeitig die Zahl der Bewerber gleich geblieben ist, schauen momentan dreimal so viele junge Menschen als im Vorjahr bei einem Ausbildungsplatz in die Röhre.

Vor allem die gewerblichen Berufe seien rückläufig, dagegen konnten die kaufmännischen Bereiche leicht Boden gut machen, fasste Norbert Woehlke von der IHK (Industrie- und Handelskammer) die Trends zusammen.

Die sinkenden Ausbildungszahlen im Handwerk bewertet Gabriele Leßel von der Kreishandwerkerschaft differenziert: "Nicht jede offene Stelle wird gemeldet. Vielfach hängt die Einstellung eines Auszubildenden von persönlichen Kontakten ab."

Für jene Jugendlichen, die noch ohne Lehrstelle dastehen, will sich die Arbeitsagentur richtig ins Zeug legen. "Jeder erhält ein Angebot", verspricht Klebe. Er rät den jungen Leuten zugleich, sich nicht nur auf einen Traumberuf zu versteifen. Bei rund 350 Ausbildungsberufen seien die wenigsten bekannt. "Da ist es wichtig, flexibel zu sein."

23 Stellen sind derzeit noch nicht besetzt. So werden in Niederberg beispielsweise noch Hörgeräteakustiker, Bäcker, Köche, Verkäufer, Drogisten, Zahnarzthelfer, Frisöre, Restaurantfachleute und Bürofachkräfte gesucht. Und weil auch immer wieder bereits geschlossene Ausbildungsverträge gelöst werden, sei auf dem Markt in den kommenden Wochen "noch viel Bewegung" drin.

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