Velbert: Ausbildung - Austausch mit Down Under

Einmal um die halbe Welt sind sechs Pharmazie-Studenten aus Syndey gereist, um in Velbert etwas über das deutsche Gesundheits- und Apothekenwesen zu lernen – und um im Gegenzug vom System in Australien zu berichten.

Velbert. Interessiert lauschen sechs junge Leute in der Velberter Adler-Apotheke den englischen Erläuterungen von Mitarbeiterin Annette Zimmermann.

Die Pharmazeutisch-Technische Assistentin hat mit der Gruppe gerade ein paar Kapseln mit Traubenzucker hergestellt. Englischsprachige Praktikanten sind in der akkreditierten Ausbildungsapotheke der University of Minnesota keine Seltenheit, aber diese je drei jungen Damen und Herren hatten eine etwas längere Anreise: Es sind Pharmazie-Studenten der University of Sydney im letzten Studienjahr, die im Rahmen eines Pilotprojektes ein 14-tägiges Praktikum in der Schlossstadt absolvieren.

"Sinn des Projektes ist, die Gesundheits- und Apothekensysteme kennen zu lernen und miteinander zu vergleichen", erläutert Apotheker Jochen Pfeifer.

Der Velberter, der neben der deutschen auch die britische Approbation besitzt, hat bereits vor Jahren Beziehungen nach Amerika geknüpft und ist wie sein Mitarbeiter, Apotheker Niclas Förster, Assistent Professor der Universität in Minneapolis.

In dieser Eigenschaft bilden sie seit 2009 amerikanische Studenten aus, die im Rahmen ihrer praktischen Ausbildung fünf Wochen in Velbert hospitieren können.

Durch Studien zum "Home Medication Review", einem in Australien praktizierten System, das den Apotheker in enger Kooperation mit dem behandelnden Arzt viel stärker in die Arzneimitteltherapie einbindet und auch in Deutschland Anwendung finden soll, entstand der Kontakt nach Sydney, der jetzt in den erstmaligen Besuch von Gaststudenten in Velbert mündete.

Es gibt einige Unterschiede zum Gesundheitssystem von Down Under, hat die Gruppe bereits festgestellt, angefangen bei der steuerfinanzierten Krankenversicherung, der jeder Australier automatisch angehört, die aber nur die Basisversorgung deckt.

Unterschiedlich ist auch der Umgang mit den Medikamenten: "Man kann problemlos zwischen dem Originalpräparat - das man aber selber bezahlen muss - oder einem Generikum wählen", erklärt Studentin Sophie McLeod.

Ganz andere Herausforderungen bietet die Weite des Landes: "Auf den abgelegenen Farmen, die Dutzende von Kilometern vom nächsten Nachbarn oder 100 Kilometer vom nächsten Ort entfernt liegen, hält jeder eine Basis von wichtigen Medikamenten für den Notfall vor", erklärt Geoffrey Chai.

Wenn erforderlich, holen sich die Bewohner über Funk bei den "Fliegenden Ärzten" Rat, die zudem im Ernstfall schnell zur Stelle sind.

Eine Überraschung bot der Gruppe, die im australischen Hochsommer bei Temperaturen an die 40 Grad Celsius abgeflogen ist, das deutsche Wetter: "Wir wussten ja, dass hier Winter ist", sagt Madeline Digges, "aber mit solchen Mengen Schnee haben wir nicht gerechnet."

Für Nam Nguyen ist es der erste Kontakt mit den weißen Massen: "Ganz lustig" findet der 20-Jährige den Schnee - doch in seiner Stimme schwingt durchaus Skepsis mit.

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