Vandalismus in Wülfrath: Trümmerfeld nach Bier-Exzess

Schmierereien und Unrathinterlassenschaften sind Alltag in Wülfrath. Bei der Stadthalle setzt die Stadt auf Kontrolle. Dort passt testweise nachts eine Beobachtungskamera auf.

Wülfrath. Urin-Ecken am Hallenbad, zerschlagene Mülleimer am Wanderweg Prangenhaus, Erbrochenes auf Bänken am Düsseler Feld: Das Verhalten einiger Zeitgenossen ist alles andere als rücksichtsvoll. Während Rheinkalk als Eigner des Rundweges am Steinbruch Prangenhaus erhebliche finanzielle Aufwendungen hat, um die Schäden zu beheben, beklagt die Stadt insbesondere den personellen Aufwand. Testweise setzt die Verwaltung sogar auf Kameraüberwachung.

Leser klagt über eine "Sauforgie in Düssel"

Immer wieder gehen in der Redaktion Klagen über Vandalismus und Randale ein. Ein typischer Brief: "Als ich Sonntagmorgen den Hahnenfurtherweg ging, war mir echt schlecht. Da wurde von Samstag auf Sonntag wieder mal eine Sauforgie gefeiert, es lagen leere Bierflaschen umher, leere Zigarettenschachteln und anderer Unrat, den halt die Alkis so zurücklassen. Die Krönung des ganzen aber war, dass einige von denen den Alkohol nicht vertragen haben, und sich auf die Bank und auch in unmittelbarer Nähe übergaben. Der geringste Funke zum Nachdenken war bei den Leutchen offensichtlich nicht mehr gegeben, denn so wäre es vielleicht in den Sinn gekommen, dass sich Spaziergänger am Sonntag zum Ausruhen auf die Bank setzen wollen."

Unheilvoller Mix: Gutes Wetter, Alkohol und junge Leute

Eine unheilvolle Kombination: gutes Wetter, junge Leute und zuviel Alkohol. Diese Mix war es vermutlich auch, der die Verunreinigungen und Zerstörungen am Rundweg Prangenhaus zu Grunde lag. Leere Kästen, zerschlagene Pfandflaschen, zertrümmerte Mülleimer - Mittwochmorgen bot sich dieses Bild. Rheinkalk muss wieder aufräumen und instandsetzen lassen. Bei den Nutzern dieses Weges löst "das Benehmen der Chaoten nur noch Wut aus", so Hermann Klömpkes zur WZ. "Nicht mehr als sonst auch", sieht Schulverwaltungs- und Sportamtsleiter Dietmar Ruda aktuell keine besonders heftige Randale-Phase. Gebäudeschmiererei, zerschlagenes Glas und voll-urinierte Ecken sind aus seiner Sicht ein dauerhaftes Problem, das besonders an Gymnasium, Realschule und Wasserwelt zu beobachten ist. "Das ist ärgerlich und arbeitsintensiv", sagt Ruda. Scherben wegfegen, Wände streichen und Urinpfützen mit dem Hochdruckreiniger beseitigen - Alltagsdienste an städtischen Gebäuden.

Sporadisch auch Schäden im Stadtpark

Allenfalls sporadisch registriert die Stadt laut Ordnungsamtsleiter Reinhard Schneider Vandalismusschäden im Stadtpark. Schmierereien an der Stadthalle seien dagegen öfter zu beklagen, ebenso wie Unrathinterlassenschaften von feiernden Jugendlichen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet. Schneider: "Das ist ein allgemeines Phänomen bei Jugendlichen: Gutes Wetter und Alkohol führen zusammen zu Exzessen."

"Wülfrath ist in Sachen Vandalismus eher noch ein Stückchen heile Welt." Polizeihauptkommissar Ulrich Kessler

Dabei sieht Polizeihauptkommissar Ulrich Kessler, Leiter der Wülfrather Polizeiwache, die Situation nicht allzu dramatisch. Aktenkundig werden die wenigsten Fälle. Schwerpunkte können laut Kessler nicht benannt werden. "Schmierereien rund ums alte Rathaus und an der Stadthalle, das war der letzte größere Fall", merkt er an. Ansonsten sei Wülfrath in Sachen Vandalismus "eher noch ein Stückchen heile Welt". Trotzdem setzt die Stadt auch auf die Macht der Kamera - und das wohl durchaus erfolgreich. Nach Informationen der WZ ist an einer hohen Straßenlaterne auf dem Stadthallen-Parkplatz eine Videokamera angebracht, die nachts das Umfeld der Stadthalle beobachtet. Ein Test, der gestartet wurde, nachdem sich Graffiti-Probleme am Musentempel häuften. Seither soll - was die Beobachtungen der Polizei bestätigen - kaum mehr in diesem Bereich etwas geschehen sein. Die Kamera reagiert wohl ausschließlich auf Bewegung. Da die Vorgaben für eine Kamerabeobachtung eng gesteckt sind, lässt die Stadt nach unseren Informationen die Nachtbilder nur dann kontrollieren, wenn Schäden am Morgen danach entdeckt worden sind. "Gespeichert wird nichts", so ein Mitarbeiter der Verwaltung. Abschreckung für Idioten
Kommentar von Thomas Reuter
Entschuldigen Sie das vielleicht harte Wort: Aber diejenigen, die sich in aller Öffentlichkeit mit Alkohol den Kopf zuschütten und anschließend fremdes Eigentum im Rausch zerschlagen, sind nichts anderes als Idioten. Sie fallen der Allgemeinheit zu Last. Sie nehmen den Mitbürgern Freizeitspaß, indem sie beispielsweise einen Wanderweg zumindest zeit- und teilweise unbenutzbar machen. Nein, das ist kein Dummer-Jungen-Streich.

Wenn Kameras schon durch ihre bloße Präsenz - wie an der Stadthalle - dazu beitragen, dass Vandalismus abnimmt, ist deren Einsatz durchaus nachvollziehbar. Es schreckt die Idioten offenbar ab.

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