„Tiere sind bessere Seelsorger“

Tierhalter aus der Region fanden sich auf dem Pilgerplatz am Mariendom ein, um die Segnung des Franziskanerpaters zu erhalten.

„Tiere sind bessere Seelsorger“
Foto: UB

Neviges. „Tiere sind manchmal die besseren Seelsorger.“ Diese Erkenntnis hat Bruder Dietmar Brüggemann gewonnen, der die traditionelle Tiersegung auf dem Pilgerplatz am Mariendom vornahm. Der Franziskaner ist in der Landwirtschaft groß geworden, kennt sich mit Tieren aus und weiß um die Wirkung der Tiere auf den Menschen. „Wir als Seelsorger kriegen es nicht so gut hin, wie die Tiere ihr krankes Herrchen oder Frauchen trösten können. Dafür wollen wir Gott danken. Und wir wollen Gott bitten, uns den Blick zu schärfen, wo Tiere unsere Aufmerksamkeit brauchen und wie wir angemessen mit ihnen um gehen.“

Der Geistliche zitierte aus dem Römerbrief, wo der Paulus darauf hinweist, dass die Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen ist: „Nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung.“ Bereits vor 2000 Jahren hatte der Apostel festgestellt, dass die „gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.“ Dieses Seufzen hört Bruder Dietmar, wenn er an einem Viehtransporter auf der Autobahn vorbeifährt. Und er hört es manchmal, wenn Hund und Katze nicht Hund und Katze sein dürfen, sondern Hätschelwesen sind. „Viel wichtiger ist, dass Tiere unser Seufzen hören. Tiere merken, wenn es uns schlecht geht. Es ist gut, zu wissen, dass ich bei meinem Tier in guten Händen bin.“ Bruder Dietmar kam auf die Hoffnung zu sprechen: Das Wort leitet sich von hüpfen ab. „Jedes Tier, das vor Freude hüpft, lebt uns die Hoffnung vor.“ Nach der der kurzen Andacht breitete der Franziskanerbruder segnend die Hände über Menschen, Hunde, Katzen und Kaninchen aus, verbunden mit der Bitte, dass Mensch und Tiere gegenseitig aufeinander aufpassen sollen. „Batman“ schaute ein wenig erstaunt, als sich Hand des Geistlichen um den kleinen Kopf des Welpen legte, gerade mal 14 Wochen alt ist die französische Bulldoge. „Meine Eltern meinten, dass das uns und dem Hund guttut“, begründete Angelika Waldt-Fischer aus Vohwinkel ihr Kommen. „Ich finde den Segen sehr wichtig, wir sind sehr tierlieb. Wir achten darauf, was wir essen, deshalb kaufen wir nur Fleisch von Demeter-Bauernhöfen, wo die Kühe ihre Hörner noch haben“, fügte Mutter Ruth Fischer hinzu.

Für Sabine und Detlef Babst gehört die Tiersegnung zum christlichen Leben wie der regelmäßige Kirchenbesuch. „Diesmal haben wir eine Katze und zwei Hasen mitgebracht“, so die Langenberger und zeigen die Tragekäfige vor. „Tier und Mensch gehören zusammen, das hat Gott so gewollt“, davon ist Karin Kray überzeugt, weshalb sie sich jedes Jahr mit ihrem Malteser-Pudel „Gina“ den Segen geben lässt. „Alle Menschen, alle Tiere, alle Pflanzen werden eines Tages wieder zusammen sein, so hat es mir mal ein Priester gesagt. Da kann man hoffen und hat weniger Angst, wenn man gehen muss“, so der Trost der Vohwinklerin.

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