Stadt will freies W-Lan in der City

Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres gibt es EU-Fördermittel im Rahmen des Programms „WiFi4EU“. Die Stadt will vorbereitet sein.

Wülfrath. Viele Baustellen hat Karsten Niemann, Amtsleiter der Wirtschaftsförderung, Kultur und Tourismus, in diesen Tagen. Eine davon ist freies W-Lan in der Innenstadt. Ein Thema, das immer wieder aufkommt. Diesmal ist der Grund, dass es Ende dieses Jahres, spätestens Anfang 2018, Fördermittel im Rahmen des Programms „WiFi4EU“ der Europäischen Union gibt. „Das läuft dann im Windhundverfahren“, sagt Karsten Niemann in Gespräch mit der WZ. Einzelheiten über das Förderprogramm sind laut Wirtschaftsförderer noch nicht bekannt. Aber wenn es aktuell wird, möchte er vorbereitet sein.

Stadt will freies W-Lan in der City
Foto: Archiv/dpa/Krato/Schwartz

Karsten Niemann, Wirtschaftsförderer, über die Motivation, sich des Themas anzunehmen

Bisher ist ein entsprechendes Versuch der Wirtschaftsförderung in Sachen freies W-Lan vor zwei Jahren nicht gut ausgegangen. „Wir haben Einzelhändler und Gastronomen angesprochen, aber die Antworten ergaben kein homogenes Bild“, so Karsten Niemann. Der Wille, dies anzubieten, war nicht besonders groß. Allerdings gab es damals auch noch andere Vorgaben im Telemediengesetz. Statt des damals gültigen Prinzips der Störerhaftung verhält es sich nun so, dass die Betreiber im Missbrauchsfall zu Netzsperren verpflichtet werden. Wird ein Anschluss als Ausgangspunkt für illegale Handlungen ermittelt, kann der jeweilige Betreiber dazu verpflichtet werden, den Zugriff auf bestimmte Inhalte zu unterbinden. Reagiert er nicht, bleibt der Betreiber weiter in der Haftung.

„Wir sind jetzt in der Phase zu überlegen, wer überhaupt unsere Zielgruppe ist“, sagt Karsten Niemann. In Frage kämen Touristen, Gewerbetreibende oder Kunden. Auch müsse das genaue Gebiet definiert werden, wo freies W-Lan zur Verfügung gestellt werden soll. „Eine Abdeckung wäre vorrangig auf der Wilhelmstraße denkbar“, meint der Wirtschaftsförderer. Das gesamte Innenstadtgebiet inklusive Stadtpark sei nicht machbar. Und: „Das freie W-Lan soll einen Mehrwert bieten, das ist die Grundlage.“

Nachgehakt

Nun gehe es auch darum, welche Techniker sich des Themas annehmen, über diese Expertise verfügt die Verwaltung nicht. Diese müssten unter anderem klären, welche Serverkapazitäten notwendig sind oder welche Router eingesetzt werden können. Die Gretchenfrage lautet aber: „Wer tritt als Betreiber auf?“ Karsten Niemann hat da mehrere Möglichkeiten im Blick. Diese Rolle könnte von der Telekom, NetCologne oder den Stadtwerken, falls Kapazitäten frei wären, übernommen werden, so die Vorstellung vom Wirtschaftsförderer. Dina Sulewski, Sprecherin der Stadtwerke, teilt auf Anfrage mit, dass es bisher noch keine Gespräche gegeben habe, diese aber „höchstwahrscheinlich im November“ folgen werden.

Karsten Niemann nennt einen wichtigen Knackpunkt: Man müsse bedenken, dass das freie W-Lan gewartet, betrieben und erhalten werden muss. Dies wiederum ist mit Kosten verbunden.

„Man muss es machen, alle machen mit, es wird aber oft nicht genutzt, wie es in Nachbarkommunen festgestellt wird“, beschreibt Karsten Niemann das Dilemma der Einführung von freiem W-Lan. Ein Gegenbeispiel ist Velbert. Die Stadtwerke haben im vergangenen Sommer bei der Einrichtung des Kundencenters in der Friedrichstraße in Velbert-Mitte gleichzeitig in der Fußgängerzone freies W-Lan bereitgestellt. Aktuell befassen sich die Velberter Stadtwerke mit dem Breitbandausbau in Neviges inklusive Tönisheide, wollen dort auch selbst Glasfaserkabel verlegen, wie Marketingleiter Bert Gruber auf Anfrage mitteilte. „Im April nächsten Jahres sollte das am Netz sein“, sagte Bert Gruber.

Ein weiteres Problem stellt der Datenschutz dar. „Das Thema ist hochsensibel“, sagt Karsten Niemann. „Wie legt man Daten ab, wie sichert man sie?“ Alles Fragen, die noch geklärt werden müssen. Auch mit Geschäftsleuten. „Wir wollen Einzelhandel oder Gastronomie nicht verprellen“, sagt der Wirtschaftsförderer. Die Zeit drängt, Ende des Jahres beginnt das Windhundverfahren. Und an die Fördertöpfe kommen nur die Schnellsten.

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