Stadt erreicht Höchstzahl an Flüchtlingen

Zum Ende des Jahres leben rund 260 Asylbewerber in Wülfrath. Zusätzlich wohnen noch 50 anerkannte Flüchtlinge ohne Wohnung in den Einrichtungen. Die Helfer der Inga kommen kaum noch hinterher.

Stadt erreicht Höchstzahl an Flüchtlingen
Foto: abz

Wülfrath. Man könnte meinen, dass es in Wülfrath um die Flüchtlinge ruhig geworden ist: Die Notunterkunft des Landes in der Sporthalle des Gymnasiums ist seit dem 31. März geschlossen und die neuen Reihenhäuser an der Fortunastraße stehen. Die Hektik um die Unterbringung ist nun etwas genommen. Vorerst. Zum Ende des Jahres werden 260 Flüchtlinge in Wülfraths Einrichtungen untergebracht sein — so viele wie seit Anfang der Flüchtlingskrise nicht. Die Heime sind in der Realität noch voller: 50 anerkannte Flüchtlinge haben keine Wohnung gefunden und leben noch in den städtischen Unterkünften.

Für die Stadt ist diese Höchstzahl — Ende 2014 lebten rund 100 Asylbewerber in Wülfrath, Ende 2015 fast 200 — keine Überraschung. Mit der Bezirksregierung waren 150 neue Flüchtlinge bis zum Jahresende vereinbart. „Wir haben genau diese Zahl tatsächlich erhalten“, sagte Sozialamtsleiter Mike Flohr der WZ. „Die letzten zehn Personen sind uns noch für diese Woche angekündigt.“

Rund 70 Personen in mehreren Familienverbunden sind bereits in die Reihenhäuser an der Fortunastraße gezogen. Im großen Haus ist noch Platz für maximal 64 Menschen. Doch dieses wird freigehalten für weitere Zuweisungen. Die werden auch in 2017 kommen.

Im Sozialausschuss rechnete Mike Flohr bereits vor, dass zum Ende des kommenden Jahres zwischen 342 und 472 Asylbewerber in Wülfrath leben könnten. Das hängt ganz davon ab, ob wöchentlich im Schnitt 2,5 neue Asylbewerber oder im Extremfall 7,5 Menschen pro Woche zugewiesen werden. Den Blick in die Glaskugel will Flohr da nicht wagen: „Es gibt extrem unterschiedliche Hochrechnungen.“ Orientierung wird die neue Zielvereinbarung mit der Bezirksregierung geben können. „Die haben wir noch nicht getroffen. Das soll Anfang Januar passieren“, sagt Flohr.

Für die Flüchtlingshelfer der Inga wird die Situation immer schwerer zu stemmen. „Wir rennen der Entwicklung hinterher“, sagt die zweite Vorsitzende Christel Gruner-Olesen. Es sei nicht mehr einfach, alle Bedürfnisse zu befriedigen. Denn: Die Helfer kümmern sich nicht „nur“ um die 260 offiziellen Asylsuchenden, sondern auch um all jene, die schon längst aus der Statistik verschwunden sind. „Bei den Anerkannten nimmt die Wohnungssuche viel Zeit in Anspruch“, sagt Grunel-Olesen. Gerade für die alleinstehenden Männer werde es zunehmens schwerer, geeignete Wohnungen zu finden. „Das wird noch ein großes Problem“, prophezeit die Sozialpädagogin.

Die Inga, die rund zwölf bis 15 Aktive hat, die regelmäßig mit Flüchtlingen zusammenarbeiten und Patenschaften übernehmen, hilft sogar dann noch, wenn Flüchtlinge abgeschoben werden sollen. „Einige wollen dann Widerspruch einlegen und wir helfen ihnen, einen Anwalt zu finden.“

Finanziell unterstützt wird Wülfrath noch mit Flüchtlingspauschalen, die jedoch künftig auf eine mutmaßlich akkuratere Spitzabrechnung umgestellt werden. Abgedeckt sind damit weiterhin aber keine Folgekosten, wie etwa Investitionen in den Wohnungsbau oder der Ausbau des Kita-Betreuungsangebotes. Das Geld liegt beim Land: Der Bund stellte für die Jahre 2016, 2017 und 2018 jeweils 434 Millionen Euro an Integrationsmitteln zur Verfügung. Wie der Städtetag bemängelte, gibt NRW im Gegensatz zu anderen Bundesländern davon mit Verweis auf Förderprogramme nichts an die Kommunen weiter.

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