Ratingens Händler atmen auf

Das Weihnachtsgeschäft hat gezeigt: Die Krise ist nicht so hart wie befürchtet.

Ratingen. Die Prognosen ließen für 2009 nur das Schlimmste erwarten. Die Wirtschaftskrise, so unkten die Experten, werde auch im deutschen Einzelhandel einschlagen. Die Stimmung bei den Ratinger Händlern zeigt im Jahresrückblick jedoch ein differenziertes Bild mit viel Licht zwischen den Schatten. Nur in einem Punkt sind sich die verschiedenen Unternehmen einig: Es wurde gezielter eingekauft.

"Im Vergleich zum Vorjahr ist das Umsatzniveau durchaus stabil - Spontankäufe jedoch seltener", sagt Jürgen Framke, Inhaber der Lintorfer Buchhandlung an der Speestraße. Auch bei den Weihnachtseinkäufen bemerkte Framke einen Unterschied: "In diesem Jahr begann das Weihnachtsgeschäft erst zwei Wochen vor Heiligabend - in den vergangenen Jahren wurde bereits Anfang Dezember mit den Einkäufen begonnen." Der Mythos, dass der Büchermarkt in wirtschaftlich schlechten Zeiten boome, hat sich für ihn aber nicht bestätigt.

Auch die Textilhändler bemerkten das zurückhaltende Kaufverhalten. Kleinere Beträge und insgesamt überlegtere Einkäufe stellte Brigitte Schulz, Inhaberin der Boutique Victor und Vorsitzende der Lintorfer Werbegemeinschaft, bei ihren Kunden fest: "Trotzdem war das Weihnachtsgeschäft wie im Vorjahr." Während der Buch- und Textilhandel dank der stabilen Umsätze optimistisch in die Zukunft blickt, steht der Spielwarenhandel den kommenden Jahren eher skeptisch gegenüber. Weniger Kunden, kleinere Einkäufe - für Spielwaren Singendonck war 2009 kein gutes Jahr. "Die großen Dinge werden woanders gekauft. Der Handel vor Ort kann nur schwer mit Internetangeboten und großen Kaufhäusern mithalten", erzählt Mitarbeiter Karl-Heinz Schneider. Selbst das sonst vielversprechende Weihnachtsgeschäft konnte die schwächeren Monate davor nicht ausgleichen: "Spontankäufe fanden in diesem Weihnachtsgeschäft kaum statt- Die Kunden wissen genau was sie wollen. Haben wir das Spielzeug nicht vorrätig, gehen die Kunden wieder."

Ganz anders scheint es hingegen in der Elektronikbranche auszusehen. Der Fachhändler Johann und Wittmer verzeichnet 2009 eine Steigerung in allen Bereichen - der umsatzstärkste Tag war der 23. Dezember. Doch woran liegt es, dass gerade die Elektronikbranche trotz Rezession gute Ergebnisse verzeichnet? "Die Verbraucher achten mehr auf ihr Geld, fahren weniger in den Urlaub. Wenn man mehr Zeit zu Hause verbringt, will man es sich da doch gemütlich machen", vermutet Geschäftsführer Dirk Wittmer und erklärt sich damit die gestiegenen Verkaufszahlen.

Gekauft wurden vor allem Flachbildfernseher und energiesparende Haushaltsgeräte. Auch nach den Feiertagen ist der Andrang im Elektronikhandel groß: "Gutscheine werden eingelöst und mit Geldgeschenken bisher unerfüllte Wünsche verwirklicht. Wir haben alle Kassen geöffnet", erklärt Wittmer. Auch durch gemeinsame Aktionen versuchen die Einzelhändler der Krise entgegenzuwirken: "Durch viele Werbeaktionen der Lintorfer Einzelhändler konnten wir ähnliche Verkaufszahlen wie 2008 erzielen", erklärt Brigitte Schulz. Obwohl 2009 nicht ganz das Niveau des Vorjahres erreicht wurde, blickt sie optimistisch in die Zukunft: "Wer das nächste Jahr übersteht, hat es gepackt!"

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