Ratingen: Zu viele Frisöre in der Stadt?

Allein in der Innenstadt werben 15 Geschäfte um Kunden. In Ratingen sind es insgesamt mehr als 90 Geschäfte.

Ratingen. "Wenn ich das damals gewusst hätte, dann hätte ich den Laden nicht gekauft", sagt Silvia Karbe (42). Die Frisörmeisterin eröffnete vor vier Jahren einen Salon an der Hochstraße und muss seitdem zusehen, wie ein Frisörgeschäft nach dem anderen in ihrer Nachbarschaft aufmacht.

Allein an der Hochstraße gibt es mittlerweile vier Salons, an der angrenzenden Bahnstraße sind es sechs Geschäfte in nur wenigen Metern Abstand zueinander. Insgesamt sind in der Ratinger Innenstadt sogar 15 Geschäfte in zehn Gehminuten zu erreichen. "Als ich angefangen habe, gab es gerade mal zwei Geschäfte an der Bahnstraße", sagt Silvia Karbe.

"Die Bahnstraße ist ein guter Standort", meint hingegen Adriano Coroneo(38). Erst am vergangenen Wochenende eröffnete er dort ein neues Geschäft - es ist sein zweites in der Innenstadt. "Wenn eine Boutique neben der anderen aufmacht, regt sich auch keiner auf. Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Leute gehen eben da hin, wo sie sich wohlfühlen. Ich versuche, mit einem guten Angebot zu überzeugen."

Das sieht auch Mike Dübbers(47) so, der seit 21 Jahren ein Geschäft an der Bahnstraße leitet: "Der Kuchen wird nicht größer. Aber mit Qualität und Flexibilität kann man die Kunden überzeugen." So öffnet Dübbers seinen Salon in der Woche etwa bis 22Uhr und schickt seine Mitarbeiter auf Schulungen. "Man muss schon über seinen eigenen Tellerrand schauen."

Silvia Karbe hingegen sieht die ständig zuwachsende Konkurrenz kritisch. "Das ist doch Selbstmord auf Raten. Man investiert doch nicht da, wo es keine Chance für Wachstum gibt", sagt Karbe. Und mit dieser Meinung ist sie nicht allein.

"Die Situation in Ratingen ist schon sehr krass. Es gibt einfach zu viele Läden in der Stadt. Wenn man nicht untergehen will, muss man sich etwas einfallen lassen", sagt Holger Müller, Kosmetiker im Frisörgeschäft "Beletage" an Oberstraße.

Auch Manuela Ahlrichs, Chefin des Salons "Schnittpunkt" an der Mülheimer Straße, verfolgt die Entwicklung in der Innenstadt aufmerksam. "Im vergangenen Jahr sind schon sehr viele Geschäfte dazugekommen. Aber ich sehe die Kollegen nicht als Konkurrenz, sondern als Mitbewerber.

Wenn das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, muss man sich auch keine Sorgen machen." Außerdem glaubt Manuela Ahlrichs daran, dass dieser Boom nicht ewig anhalten wird. "Das bereinigt sich auch wieder. Erst vor kurzem hat eine große Kette geschlossen."

Dennoch ist das Wachstum in der Branche kaum zu stoppen. Seit 2005 ist die Zahl der Figaros in Ratingen um rund 20 Prozent gestiegen, allein im vergangenen Jahr sind acht neue Läden dazu gekommen. Und dieser Trend zeigt sich nicht nur in Ratingen. Gab es im Jahr 2005 im Kreis Mettmann nur 390 Betriebe, sind es heute schon rund 500.

Und während in einigen Städten ein regelrechter Preiskampf zwischen den Figaros ausgebrochen ist, scheint sich der Konkurrenzkampf in Ratingen nicht auf die Preise auszuwirken. Silvia Karbe: "Ich lasse mich nicht unter Druck setzen. Außerdem würde die Qualität unter günstigeren Preisen leiden, weil ich dann auch mehr Kunden bedienen müsste."

Von Kampfpreisen hält auch Adriano Coroneo nichts. "Es gibt Billig-Ketten und teure Geschäfte. Jeder hat seine Kundschaft. Aber ich glaube, dass für die Kunden letztendlich der Service ausschlaggebend ist und nicht der Preis."

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