Ratingen: "Voices"-Festival in der Stadthalle begeistert mit vielfältigem Programm

Brecht-Songs und heiße Flirts mit dem Akkordeon.

Ratingen. Frauenabend: Beim "Voices"-Festival dominierten am Mittwoch Frauen das Programm im Stadttheater. Der Abend begann mit der Münsteraner Band Lolou und ihrem Programm "Weillness", einer musikalischen Verbeugung vor dem großen deutsch-amerikanischen Komponisten Kurt Weill. Bekannt ist der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht. Und so begann die Band den Reigen auch gleich mit dem Song "Seeräuberjenny" aus der Dreigroschenoper.

Doch ganz anders als, man das Stück sonst kennt, erklang das böse Lied nun im verrauchten Bar-Jazz-Gewand. Sängerin Christiane Hagedorn und ihre drei Musiker hatten für jeden der Weillschen Klassiker eine völlig neue und außergewöhnliche Interpretation entwickelt, von Kammermusik über Free-Jazz bis zu nervenaufreibenden Geräuschkaskaden und sogar Rap.

Ähnlich vielfältig und versiert ging nach der Pause "La Signora!" alias Carmela de Feo zu Werke. Die Ruhrpottpflanze mit italienischen Wurzeln kann man eigentlich nur als Gesamtkunstwerk betrachten: Optisch eine Mischung aus Carmen, Nina Hagen und gestrenger Ballettlehrerin, balancierte sie gekonnt zwischen brillant gespielter Musik und skurrilen Kabarett.

Zwischen wunderbar pointierten, verschrobenen Texten in breitestem Ruhrpottdialekt entlockte sie ihrem Akkordeon die unglaublichste Melodienvielfalt, bediente sich wie selbstverständlich aus allen Genres von Klassik bis Popmusik und vermischte dabei nur zu gerne alles zu einem einzigen großen Medley. Gestik, Mimik, alles saß bis ins Detail. Und nur so erschloss sich dem Betrachter der subtile, unvergleichliche Humor, der in seiner grotesk-melancholischen Art an die großen Helden der Stummfilmzeit erinnerte. mac

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