Ratingen-Tiefenbroich: Unmut über Waschanlage

Tiefenbroicher wollen Einzelhandel, statt noch mehr Gewebe in ihrem Stadtteil.

Tiefenbroich. Wenn am Samstag mit großem Tamtam die neue Riesenwaschanlage auf dem Eckgrundstück Am Roten Kreuz/Alter Kirchweg eröffnet wird, freuen sich Ratingens Autofahrer. Die Tiefenbroicher sehen den Betrieb jedoch mit gemischten Gefühlen.

Denn streng genommen hätte die Waschanlage an dieser Stelle gar nicht zugelassen werden dürfen, weil dafür ein Mindestabstand von 100 Metern zur Wohnbebauung erforderlich gewesen wäre. Da es sich aber nicht um eine reine Waschanlage, sondern um ein Verwaltungsgebäude mit Waschstraße handelt, wurde das Vorhaben ausnahmsweise genehmigt.

Diese Kröte schlucken die Tiefenbroicher noch. Dagegen bringen sie die Änderungen des aktuellen Bebauungsplanes richtig in Rage. Denn damit soll nach Ansicht des Bürgervereins Tiefenbroich zum Gewerbeflächenvorratslager degradiert werden.

"Konkret wird das Ziel verfolgt, den Gewerbestandort Tiefenbroich für flughafenaffine Betriebe vorzuhalten", heißt es in dem B-Planentwurf. Einzelhandel soll es nicht geben, um die Standorte Mitte und West nicht zu schwächen.

"Das ist völlig unakzeptabel. Die Bürger wollen ihren Stadtteil erhalten und ihre sowieso schon eingeschränkte Lebensqualität nicht noch weiter beeinträchtigt wissen. Sie fordern die Gleichbehandlung mit anderen Stadtteilen", ärgert sich Dieter Tesch vom Bürgerverein Tiefenbroich. .

Völlig unverständlich sei, in den Gewerbegebieten eines Stadtteils keinen Einzelhandel zuzulassen. Tiefenbroich könne sich diesbezüglich nicht weiterentwickeln. Die Identität des Stadtteils gehe verloren.

Rechtlich sei ein Ausschluss des Einzelhandels nur bei fundierter Begründung durchsetzbar. Tesch: "Jetzt kommt das zweite Ding aus dem Tollhaus: Der Gewerbestandort Tiefenbroich soll für Betriebe vorgehalten werden, die auf die Nähe des Flughafens und der Messe angewiesen sind.

Das schlägt nun ganz dem Fass den Boden aus. Ausgerechnet den vom Flughafen am stärksten belasteten und in ihrer Gesundheit gefährdeten Einwohnern des Stadtteils wird zugemutet, dem Flughafen - wenn auch indirekt - ein weiteres Standbein zu schaffen. Tiefenbroich möchte nicht auf dem Präsentierteller angeboten und nicht Depot oder Lager des Flughafens werden."

Michael Hölzle, Leiter des städtischen Planungsamtes, räumte auf WZ-Anfrage ein: "Ja, wir wollen Tiefenbroich für Gewerbe freihalten."

Zugleich bemüht er sich die Wogen zu glätten: Im Einzelhandelskonzept soll festgeschrieben werden, dass die Sohlstättenstraße und der Bereich der dort einmündenden Straßen für Nahversorgung vorgesehen seien. "Das stand bisher so nicht in dem Konzept drin." Aus Hölzles Sicht wären damit die Befürchtungen des Bürgervereins vom Tisch.

Laut Tesch habe der Bürgerverein den Bürgermeister und alle Ratsfraktionen angeschrieben und aufgefordert, "diese fatalen Vorhaben zu verwerfen und die entsprechenden Passagen ersatzlos zu streichen."

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