Ratingen: Sparen im Reich der Megawatt

Vodafone hat in Ratingens größtem Rechenzentrum Energie gespart – und zwar im großen Stil.

Lintorf. Rechnen ist anstrengend - und verbraucht entsprechend Energie. Das weiß jeder, der seinem heimischen PC die Sporen gibt. Unter Volllast frisst so ein Rechner so viel Strom, wie zehn 100-Watt-Birnen gleichzeitig.

In ganz anderen Dimensionen kalkuliert man dagegen in dem modernen Rechenzentrum, das Vodafone - gut gesichert hinter hohen Zäunen und von Infrarotkameras überwacht - an der Rehhecke betreibt. Mit knapp 10000 Quadratmetern zählt es zu den größten Rechenzentren des Mobilfunkkonzerns überhaupt.

Hier in Lintorf werden sämtliche Rechnungen der Handynutzer aus Deutschland und dem benachbarten Ausland erstellt. Und das erfordert Rechnerkapazität satt - und ganz viel Energie.

So viel, dass die Vodafone-Techniker monatelang getüftelt haben, wie sie die Effizienz ihres Rechenzentrums verbessern könnten. Dort arbeiten immerhin rund um die Uhr fast 4500 Serversysteme. Der Tüv Rheinland honorierte jetzt das Ergebnis dieser Bemühungen mit dem Zertifikat "energieeffizienter Betrieb".

Durch verschiedene Maßnahmen konnte der jährliche Stromverbrauch um mehr als 3,7 Megawattstunden gesenkt werden. Das reicht aus, um 840 Einfamilienhäuser mit Strom zu versorgen. "Uns ging es aber auch um die Reduzierung der CO2-Emmissionen", erklärt Vodafone-Sprecher Bernd Hoffmann: Gut 1400Tonnen des Treibhausgases werden jetzt Jahr für Jahr vermieden.

Die Energieeinsparung wurde auf verschiedene Weise erreicht. So wird die Abwärme der Serverräume zum Beheizen der angrenzenden Büros genutzt, zudem erlaubt eine besondere Hardware den Betrieb unter höheren Temperaturen. Statt der üblichen 21Grad arbeiten in Lintorf die Rechner bei 28 bis 30 Grad Raumtemperatur - also muss weniger gekühlt werden.

Dennoch ist der Energiehunger gewaltig: Je Viertelstunde verbraucht das Rechenzentrum 8,5Megawattstunden. Zeitweise ging ein Fünftel des gesamten Ratinger Stromverbrauchs auf das Vodafone-Konto. Über zwei voneinander unabhängige 10-Kilovolt-Leitungen wird der Betrieb mit Strom versorgt.

Und sollte einmal das Netz versagen, springen Diesel-Notstromaggregate ein. Sie können das Zentrum eine Woche lang autark versorgen. Genügend Treibstoff ist gebunkert. Und zur Überbrückung der wenigen Sekunden, bis die Dieselgeneratoren Strom liefern, sorgen 14500 Autobatterie-Blöcke für den nötigen "Saft".

Denn ein Stromausfall wäre der Super-Gau. Immerhin speichern die 4500 Rechner ein Datenvolumen von 6,2 Petabyte - so viel wie 12400 Heim-PCs mit 500 Gigabyte-Festplatten oder zwei Milliarden bedruckte Papierseiten.

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