Ratingen: Schneeketten auf Knopfdruck

Mit technischen Rafinessen schlägt die Feuerwehr Eis und Schnee ein Schnippchen. Ein Reifenwechsel dauert nur fünf Minuten.

Ratingen. Schnee und Eis? Nö, dann fahren wir nicht, sondern bleiben zu Hause. Was Privatleute sich nach einem Blick aus dem Fenster erlauben können, geht bei der Feuerwehr nicht. Wenn die Leitstelle einen Einsatz meldet, muss ausgerückt werden - egal, bei welchem Wetter und bei welchen Straßenverhältnissen.

Dabei stellen Eis und Schnee für die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst besondere Herausforderungen dar, für die man aber technisch bestens gewappnet ist.

Winterreifen sind ab Oktober auf allen Einsatzfahrzeugen obligatorisch. Schlangestehen zum Wechseln beim Reifenhändler gibt es dabei nicht: Die neue Feuerwache verfügt über ein eigenes Reifenlager.

Für besondere Anlässe, etwa extremem Glatteis oder angekündigtem Eisregen, gibt es für die Notarztwagen sogar Spikesreifen. "Die sind in fünf Minuten gewechselt", erklärt Feuerwehrchef René Schubert. Je nach Wetterlage werden Reifen stundenweise aufgezogen.

In der Regel kommen die Einsatzfahrzeuge mit Winterreifen gut durch. Aber immer wieder kommt es auch zu extremen Situationen, bei denen die grobstolligen Profile nicht greifen. Dann müssen Ketten mithelfen. Die werden aber nicht mühsam von Hand aufgezogen, sondern - der Technik sei Dank - per Knopfdruck einfach zugeschaltet.

Und so funktioniert’s: Über ein Hydraulikgestänge wird dazu ein Metallteller, an dem sternförmig die Ketten montiert sind, knapp über der Fahrbahn an die Innenseite der Antriebsräder gepresst.

Durch die Reifendrehung wird - wie bei einem Fahrraddynamo - auch der Teller angetrieben, die Zentrifugalkraft bewirkt zudem, dass die Ketten sich entfalten und immer unter die Reifenlauffläche geschleudert werden. Daher auch der Name Schleuderketten.

"Sämtliche Rettungswagen und alle Fahrzeuge, die bis zu sechs Jahre alt sind, wurden mit dieser Technik ausgestattet", erklärt Schubert. Rund 2500 Euro kostet die Ausrüstung pro Fahrzeug, eine Investition, die sich aber lohnt. Laut Schubert kommen die Schleuderketten regelmäßig zum Einsatz. Vor allem beim Anfahren, aber auch bei Steigungen etwa am Schwarzebruch, in Homberg oder im Schwarzbachtal.

Für Extremfälle sind in allen Fahrzeugen auch "richtige" Schneeketten an Bord. Und wenn niemand mehr vorankommt, einer kommt überall durch: Der Unimog mit Riesenreifen, extremer Getriebeuntersetzung und Allradantrieb. Zwei dieser geländetauglichen Fahrzeuge hat die Feuerwehr in Lintorf und Hösel stationiert.

Dass alle Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge mit ABS (Antiblockiersystem) und Automatik ausgestattet sind, versteht sich von selbst.

Doch nicht nur das Fahren, auch das Löschen erfordert im Winter oft besondere Maßnahmen. So kann bei starken Minusgraden das Löschwasser durch Eisbildung noch größere Schäden verursachen. Schubert: "Wir versuchen das natürlich einzudämmen." Außerdem wird oft auch der Baubetriebshof informiert, der tückische Eisflächen abstreut.

Starker Frost kann auch währende des Einsatzes zu Problemen führen. "Wir müssen das Wasser immer am Laufen halten. Eine Viertelstunde ,Wasser halt’, und die Schläuche sind zugefroren. dann haben wir ein Problem - nicht nur beim Einrollen", sagt der Feuerwehrchef.

Probleme bereiten auch immer wieder zugefrorene Hydrantendeckel. Um keine Zeit zu verlieren, greift die Feuerwehr zu rustikalen Methode: Mit einem schweren Hammer wird der guss-eiserne Deckel im Notfall kurzerhand zerschlagen.

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