Ratingen: Riesenrohre gegen Überflutung

Kanalbau: In Lintorf entsteht eine moderne Regenrückhalteanlage.

Lintorf. Bei Starkregen gibt es auch in Lintorf Probleme mit den Wassermassen: Aus dem Einzugsgebiet Duisburger Straße bis hin zum Breitscheider Weg wird das Wasser in den Scheidterbruchgraben (im Bereich An den Banden) geleitet. Dort überflutet es dann die angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen. Da dieses Verfahren nicht mehr den heutigen Anforderungen des Entwässerungsgesetzes entsprach, musste eine neue Regenbeckenanlage errichtet werden. Seit Oktober 2008 wird im Lintorfer Norden gebuddelt, in wenigen Tagen soll die Beckenanlage fertig sein (Kosten: eine Million Euro).

Auf 17000 Quadratmetern Fläche sind inzwischen zwei gleichgroße Einstaubecken entstanden, damit die Wassermassen kontrolliert in den Scheidterbruchgraben geleitet werden können.

Begonnen wurde inzwischen mit dem zweiten Bauabschnitt, der technisch wesentlich spektakulärer ist: die Anbindung der Regenbeckenanlage an den Kanal in der Duisburger Straße. Auf Grund des hohen Grundwasserstandes (bis zu zwei Meter unter der Erdoberfläche) musste ein wasserdichter Vortrieb errichtet werden. Mit Hilfe von Tauchern wurde dafür sechs Meter unter der Erdoberfläche eine 1,50 Meter dicke Unterwasserbetonsohle eingebaut. In der vergangenen Woche wurde mit dem Vortrieb der riesigen Kanalrohre begonnen.

Etwa 35 Rohrteile aus Stahlbeton - drei Meter lang und 13Tonnen schwer - werden von einem hydraulischen Stempel unter der Bahntrasse und unter der Bissingheimer Straße hindurch gepresst. Schubkraft: 1100 Tonnen. Pro Minute bewegen sich die Rohre mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Zentimeter voran. Zehn Vortriebsrohre sind bereits verbaut - knapp ein Drittel der Strecke. Weitere 100 Meter Rohrleitung bis zur Kanalisation an der Duisburger Straße werden in dann offener Bauweise eingesetzt. Mitte nächsten Jahres soll der zweite Bauabschnitt fertiggestellt sein (Kosten: 1,7 Millionen Euro).

Dann folgt der dritte Bauabschnitt. Das ganze Projekt ist im Jahre 2011 abgeschlossen. Bemerkenswert ist dabei, dass solch gewaltige Arbeiten mit gerade mal fünf Arbeitern bewerkstelligt werden. Den größten Teil der Arbeit übernimmt nämlich Computer gesteuerte Technik.

Warum der ganze Aufwand? Baudezernent Ulf-Roman Netzel wies darauf hin, dass die Sanierung deswegen nötig ist, weil sich das Einzugsgebiet in nächster Zeit vergrößern wird: durch die Bebauung des ehemaligen Gottfried-Schultz-Geländes mit einem neuen Wohnpark (98 Häuser) und der neuen Zentrale der Firma Makita. "Das bringt zusätzliche Wassermassen mit sich. Die Überflutungsgefahr wird somit immer größer", erklärte der Baudezernent.

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