Ratingen: LEG-Mieter - Zwischen Hoffen und Bangen

Die WZ fragt Mieter der LEG, was sie von dem Verkauf der Gesellschaft an private Investoren halten. Nicht alle Mieter reagieren verängstigt.

Ratingen. In West geht die Angst um. Manche reagieren mit Flucht und wollen keinen Ton sagen zu der Nachricht, dass die LEG in Kürze an Investoren verkauft werden soll, andere preschen gleich nach vorn, haben sie doch die schlimmsten Befürchtungen, dass sich mit neuen Eigentümern alles ändert, und sie vielleicht sogar ihre Wohnung verlieren und vor die Tür gesetzt werden. Wie zum Beispiel Wilhelmine Jonen: "Wenn die auf die Idee kommen sollten, mich nach dem Verkauf rauszuschmeißen aus meinem Zuhause, dann werde ich mich mit allen Mitteln wehren."

Rentnerin ist froh über die niedrigen Mieten der LEG

Die 70-Jährige, die mit ihrem Mann in der Daimlerstraße wohnt, hat Angst. Aber nicht nur davor, dass neue Eigentümer die Mieter rausekeln wollen. Mehr noch macht sie sich Sorgen, dass sie bald mehr Miete zahlen muss. "Jetzt wohne ich mit meinem Mann in einer schönen Wohnung, die wir uns auch leisten können", bemerkt sie. Rund 500 Euro zahlt Jonen für ihre 82 Quadratmeter große Wohnung. "Mehr können wir uns aber auch mit unserer Rente nicht leisten." So wie Wilhelmine Jonen geht es zurzeit einigen LEG-Mietern. Das weiß Gertrud Brockskothen. "Ich rede mit vielen Menschen, die in den LEG-Häusern wohnen", sagt sie. "Viele haben Sorge, dass sie sich bald ihr Heim nicht mehr leisten können." Brockskothen hat selber jahrelang in einer Wohnung der LEG gewohnt, daher kennt sie noch andere Vorzüge der LEG - außer günstige Mieten. "Die Gesellschaft war immer zuverlässig, wenn ich ein Problem in meiner Wohnung hatte", sagt sie. "Da können sich die jetzigen Mieter dann ja auch nicht mehr drauf verlassen. Wer weiß schon, wie die Investoren sind." So recht weiß das keiner in Ratingen West. Manche haben aber auch Hoffnungen, dass sich mit den neuen Eigentümern der Wohnungen etwas an ihrer Wohnsituation verbessert. "Dann tut sich vielleicht endlich etwas an unserem Haus", sagt eine Mieterin, die namentlich nicht genannt werden will. Der Bau sei so runtergekommen, und die LEG sei nicht einmal auf die Idee gekommen, den "Schandfleck" zu verschönern. Die Mieterin wohnt seit Jahren in der Dieselstraße, wo 2006 die Häuser saniert wurden. "Aber da wo wir wohnen, ist alles beim Alten geblieben, und es sieht von außen ganz schrecklich aus", stellt sie enttäuscht fest.

Es gibt auch Hoffnung im Stadtteil, dass sich alles verbessert

Auch Claudia Sachsen, die in der Erfurter Straße mit ihrer Familie wohnt, hegt Hoffnungen, dass die neuen Eigentümer die Wohnungen endlich auf Vordermann bringen. "Die LEG hat es bis jetzt wenigstens nichts getan, es kann nur besser werden", sagt sie. Sie lebe in einer "Schimmelhütte" und "mein Kind hat schon zig Allergien entwickelt", klagt die Mutter. Und dann gibt es auch die, die den Verkauf der LEG nicht verstehen können. "Warum kann nicht allen beim Alten bleiben?", fragt Victor Gerber, der seit elf Jahren in einem der Papageienhäser in der Jenaer Straße wohnt. "Ich hatte nie Probleme, und die LEG war zumindest ein zuverlässger Vermieter, der nicht willkürlich Dinge entschieden hat", sagt Gerber, der damit zum Beispiel Mieterhöhungen meint. Und er ist sich sicher, dass die Investoren die Mieten erhöhen werden. "Aber dagegen können wir kleinen Leute dann sowieso nichts ausrichten."

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