Ratingen: Jedes 3. Schild ist überflüssig

Im April soll endlich das neue Schilderkonzept für die Stadt kommen. Weniger Wegweiser wären oft sinnvoll.

Ratingen. Wo geht’s nach Homberg, ins Gewerbegebiet Tiefenbroich, zum Bahnhof oder zur Stadthalle? Ortsunkundige haben es in Ratingen nicht leicht, sich zu orientieren: Zu viele und auch uralte, inzwischen kaum lesbare Wegweiser sorgen oft für mehr Verwirrung als Klarheit. Wer ohne Ortskenntnis, Stadtplan oder Navigationsgerät in Ratingen unterwegs ist, gerät leicht in die falsche Richtung. Seit Jahren wird von der Politik auf die Missstände hingewiesen und Besserung verlangt. Immer wieder wurde im Rathaus darauf verwiesen, dass erst ein Verkehrskonzept und dann ein neues Beschilderungskonzept entwickelt werden müsse. Das Verkehrskonzept lässt noch auf sich warten. "Anfang April soll das Beschilderungskonzept den politischen Gremien präsentiert werden", sagt Jovan Mitic, im Rathaus zuständig für die Verkehrslenkung.

Um die schlimmsten Missstände zu beheben, wurden noch vor der Veröffentlichung des Konzeptes bereits an mehreren Stellen im Stadtgebiet defekte und unlesbare Wegweiser durch neue ersetzt und teilweise auch neue Schilder aufgestellt. Doch da tat man oft zu viel des Guten und wiederholte alte Fehler. So zieren auf dem Freiligrathring einen Schildermast sieben Wegweiser, an der Bahnstraße sollen fünf Schilder an einer Stelle die Ortsunkundigen auf den richtigen Weg bringen. Es darf aber bezweifelt werden, ob Autofahrer bei Tempo 50 die geballte Information zielführend entschlüsseln können. Geboten werden "auf einen Blick": Eissporthalle, Parkplatz Stadion, Stadttheater, Sporthalle, Parkplatz Stadthalle, Stadtmitte/Post und der überörtliche Hinweis nach Düsseldorf. "Manchmal stößt der Autofahrer sicher an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit", räumt Mitic ein.

Vielleicht hätte sich die Stadt das Geld für die neuen Schilder sparen können, wenn sie vorher einen Experten befragt hätte. "Drei, maximal vier Schilder kann man gleichzeitig erfassen und verarbeiten", sagt Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC. Jedes zusätzliche Schild sei gut gemeint, aber schlecht gemacht. Laut Suthold seien innerorts sowieso ein Drittel aller Schilder überflüssig. Entscheidende Nachteile des Schilderwaldes. "Wer die Informationen sicher erfassen will, bremst ab oder hält sogar, was zu Stockungen im Verkehrsfluss oder gar zu Unfällen führt." Sind Schilder im Zeitalter der massenhaften Verbreitung von Navigationsgeräten überhaupt noch nötig? Suthold: "Noch eine Generation wird Schilder und Stadtplan brauchen. In zehn bis 15 Jahren sieht aber vieles anders aus."

Anders aussehen wird vermutlich künftig auch die Beschilderung in Ratingen. Mitic nennt als Beispiel die große Kreuzung Düsseldorfer Straße/Europaring: Wegweiser direkt im Kreuzungsbereich nützen nicht viel, die Autofahrer müssten sich vorher schon orientieren können. Das hieße jedoch, dass mit Beginn der Abbiegespuren Vorwegweiser aufgestellt werden müssen - mitten über der Fahrbahn an Stahlbrücken oder dicken Trägern. Diese Über-Kopf-Montage setzt starke Fundamente voraus, was natürlich auch die Kosten nach oben treibt. Mitic stellt in Aussicht, dass es insgesamt weniger Schilder geben wird, dafür aber auch neue: "Eine Beschilderung ist nur dann sinnvoll, wenn sie bis zum Ziel führt. Das war bisher nicht immer der Fall."

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