Ratingen: Hospiz im Marien-Krankenhaus

Seit einem Jahr gibt es ein Hospiz mit drei Betten im Marien-Krankenhaus. Der Bedarf ist groß. Die Klinik will das Angebot ausbauen.

Ratingen. Die Menschen, die Hospizbewegung und Marien-Krankenhaus im Seniorenheim an der Werdener Straße betreuen, sind todkrank. Sie kommen, weil sie es zu Hause alleine nicht mehr schaffen, oder weil die Angehörigen überfordert sind. "Wer unheilbar krank ist, braucht Pflege rund um die Uhr", sagt Judith Kohlstruck, Koordinatorin der Ratinger Hospizbewegung. "Angehörige können das alleine kaum schaffen."

Eine schwierige Situation besonders für die Patienten. Wer ins Hospiz geht, weiß, dass er sterben wird. Bis vor einem Jahr blieb Betroffenen aus Ratingen nur die Möglichkeit, eins der Häuser in Erkrath, Duisburg oder Düsseldorf aufzusuchen - weit weg von Familien oder Freunden. Schon vor sieben Jahren entschied die Hospizbewegung deshalb, ein Angebot in Ratingen zu schaffen.

Die Umsetzung aber brauchte Zeit: "Für ein eigenes Haus fehlten uns die Mittel", sagt Vorsitzender Josef Breuer. Erst gemeinsam mit dem Marien-Krankenhaus gelang das Vorhaben. Seit einem Jahr betreuen Ehrenamtliche und Festangestellte die Kranken nun im ersten Stock des Seniorenheims, nur durch eine Glastür getrennt von den Heimbewohnern.

Die Zimmer sind frisch renoviert, die Möbel stellt das Krankenhaus. Nur die Nägel in der Wand deuten an, dass Menschen sich hier eingerichtet hatten. "Viele bringen Bilder von Ehepartner oder Kindern mit und hängen sie hier auf", sagt Kohlstruck. Das Zimmer steht leer, der Wind zerrt an den Vorhängen.

Auf der Straße schlendern die Passanten vorbei. Viele Patienten wünschen sich ein Zimmer mit Blick auf die Straße, weil sie so den Eindruck haben, noch am Leben teilzuhaben. "Wir haben aber auch einen Raum mit Aussicht auf den Garten", sagt Kohlstruck.

Nebenan haben die Mitarbeiter eine kleine Teeküche eingerichtet. Dort können sich auch die Angehörigen einen Augenblick ausruhen - ein Schlafsessel steht bereit.

Es sind die kleinen Dinge, mit denen Ehrenamtliche und Krankenhaus den Patienten die letzten Tage leichter machen wollen. "Ein Betroffener hatte sich gewünscht, noch einmal in seiner Stammkneipe vorbeizuschauen. "Das haben wir für ihn organisiert."

Das Seniorenheim auf dem Flur sei für die Patienten eine Bereicherung. Es kommt vor, dass Bewohner und Patienten sich von früher kennen. "Wir hatten eine Seniorin hier, die eine Patientin regelmäßig besucht hat."

Auch die Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Festangestellten klappt. Zwei Mitarbeiter des Krankenhauses haben sich für die palliative Pflege ausbilden lassen - vier weitere Pfleger sollen bald an Fortbildungen teilnehmen.

Da die meisten Patienten - immerhin 90 Prozent - an Krebs leiden, ist auch eine Fachkrankenschwester der Onkologie fest im Team. Die Mitarbeiter wollen den Patienten Schmerzen ersparen - das ist das Ziel der Therapie. Hierbei wird das Krankenhaus von ambulanten Partnern und den Hausärzten der Patienten unterstützt. "Ich war selbst überrascht, dass das Konzept so gut greift", berichtet Krankenhaus-Geschäftsführer Ralf Hermsen.

21 Patienten haben die Mitarbeiter im vergangenen Jahr begleitet, die meisten der Patienten kamen aus Ratingen, viele von ihnen waren älter als 70 Jahre, das Hospiz ist zu 90 Prozent ausgelastet.

Weil die Nachfrage steigt, überlegen Hospizbewegung und Krankenhaus nun das Angebot zu erweitern. "Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch drei weitere Plätze zu schaffen", sagt Hermsen. "Da ist ein Bedarf angemeldet, den wir nicht erfüllen können."

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