Ratingen: Höllenritt mit Erik Zabel

Christoph Moll bezwingt an der Seite des Ex-Profis den gefürchteten Mont Ventoux.

Ratingen. "Tut Dir eigentlich gar nichts weh?" Während sich Christoph Moll auf seinem Rad im Wiegetritt hin und her wirft, sitzt sein Nebenmann nach wie vor fest im Sattel. Meter um Meter spult er scheinbar mühelos herunter - und das in einem Tempo, das in den Beinen brennt.

"Es war unglaublich. Wir waren schließlich über 2000 Meter hoch, und die Steigungen schwankten zwischen drei und zehn Prozent", erinnert sich Christoph Moll. "Dann aber schaute er mich an, lächelte verkniffen - und antwortete nicht. Da wusste ich Bescheid."

In Gedanken ist der 46-Jährige wieder in der Provence, genauer auf dem Mont Ventoux, dem kahlen Riesen, dem Schicksalsberg der Tour de France. Und sein Nebenmann, der so scheinbar leichtfüßig unterwegs ist, ist kein Geringerer als Erik Zabel, sechsmaliger Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour und Deutschlands erfolgreichster Radprofi aller Zeiten. "Das war schon klasse, ein unvergessliches Erlebnis - vor allem an der Seite von Erik Zabel."

Dass Christoph Moll mit dem berühmten Sprinter aus Unna unterwegs war, hatte er einem internationalen Wettbewerb der Fachzeitschrift "Tour" zu verdanken. Die hatten diesen außergewöhnlichen Ritt im Vorfeld der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt verlost. "Sie wollten die originellste Begründung, warum man dafür prädestiniert ist", erzählt Moll. "Da ich kurz vor meiner Hochzeit stehe, habe ich geantwortet, das sei doch ein gelungener Junggesellenausstand." Moll wurde prompt ausgewählt - genauso wie ein Niederländer, ein Franzose und ein Belgier. Mit ihnen machten sich 8500 andere Pedaleure auf die 167 Kilometer lange Reise zwischen Montpellier und dem 2500 Meter hohen Mont Ventoux. Der Tour-Veranstalter ASO hatte wie jedes Jahr eine Original-Etappe für "Jedermänner" im Programm - mit Zabel, Moll & Co. als VIP-Starter.

"Schon die 140 Kilometer lange Anfahrt auf den Ventoux ist mit vier Bergen gespickt - im Vergleich zum Schlussanstieg über mehr als 20 Kilometer waren das aber nur Peanuts", so Christoph Moll, dem seine sportliche Vergangenheit sehr zugute kam. Seit 2001 ist der 46-jährige Fast-Ehemann Mitglied bei den Triathleten des TuS Breitscheid und hat bereits sieben Ironman-Wettbewerbe hinter sich. Zuletzt war er vor 14 Tagen in Zürich am Start und legte mit 10:23 Stunden eine persönliche Bestzeit hin. "Das Schlimmste sind die ewig lang schnurgerade ansteigenden Passagen. Da gibt es zeitweise keine einzige Serpentine, in der du mal Luft holen kannst."

Seine Mitstreiter aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich hatten da weniger zu melden. Sie zollten der Schlagzahl, die Zabel und Moll trotz der Quälerei vorlegten, Tribut. Nach sechs Stunden und 49 Minuten erreichten der Ex-Profi und der Ratinger den Gipfel. "Völlig ausgepumpt, aber überglücklich", wie es Christoph Moll nach einem Stundenmittel von satten 32 km/h beschreibt.

Mit dem früheren Sprint-Ass des Teams Telekom hat sich Moll richtig angefreundet. Die beiden harmonierten so sehr, dass Zabel Molls Angebot, ihn im Auto mit nach Hause zu nehmen, nicht ausschlagen konnte. "Erik ist wirklich supernett. Wir haben uns prima verstanden", sagt Christoph Moll und ist in Gedanken längst wieder auf dem kahlen Riesen in der Provence.

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