Ratingen: Habichte jagen auf dem Friedhof

Um einer Kaninchenplage Herr zu werden, hat die Stadt zwei Falkner engagiert.

Ratingen. Tierschützer sehen es mit gerunzelter Stirn, die Besucher des Waldfriedhofes mit Erleichterung: Um der grassierenden Kaninchenplage auf dem Friedhof Herr zu werden, lässt die Stadt die Nager zurzeit mit Greifvögeln bejagen. Zwei Falkner sind seit einigen Tagen mit zwei Habichten auf dem Gelände unterwegs, um die Kaninchen zu reduzieren.

"Wir haben eigentlich immer wieder Ärger mit den Kaninchen, das sind wir gewohnt. Aber jetzt haben sie sich explosionsartig vermehrt und werden zu einem echten Problem", beschreibt Guido Frohnhoff vom Grünflächenamt die Lage. Eigentlich bieten die Kaninchen einen possierlichen Anblick, wenn sie mümmelnd im Gras sitzen und aufgescheucht davon hoppeln. Mittlerweile würden sie aber an jeder Ecke hocken. "Wir haben massive Beschwerden von Friedhofsbesuchern, weil die Tiere manchmal die komplette Grabbepflanzung wegfressen und auf den Gräbern wühlen. Die haben schon enorme Verwüstungen angerichtet." Und Köttel auf den Grabsteinen und Trittplatten zeigen eindeutig, wer die Verursacher sind.

Über Bekannte hat Frohnhoff von den beiden Falknern Florian Kopp und Hartmut Bendix erfahren und Kontakt zu ihnen aufgenommen. Beide erklärten sich bereit, für die Stadt auf dem Waldfriedhof mit ihren lautlosen gefiederten Jagdgenossen auf die Pirsch zu gehen.

"Vor ein paar Jahren haben wir einen Jäger geholt und die Kaninchen mit Schrot gejagt." Dafür mussten aber zuerst bei der Unteren Jagdbehörde die entsprechenden Genehmigungen eingeholt und dann der Friedhof personalintensiv geräumt und abgesperrt werden. Frohnhoff: "Auch während der Jagd musste aufgepasst werden, dass niemand über den Zaun klettert." Außerdem gab es hin und wieder Probleme mit Querschlägern. Und dann hätten sich auch immer wieder die Tierschützer gemeldet.

Die Habichtjagd ist dagegen ungleich einfacher: Kopp und Bendix streifen mit ihren Vögeln - einem jungen deutschen Habicht und einem amerikanischen Wüstenhabicht - über das Gelände und lassen sie los. Haben die Greifvögel ein Kaninchen in den Klauen, wird es von den beiden Falknern waidgerecht erlegt. Alles geht geräuschlos und unauffällig vonstatten, die Friedhofsruhe wird nicht gestört. Deshalb können die Falkner auch an fast jedem Tag, den sie Zeit haben, zum Waldfriedhof kommen.

Frohnhoff berichtet von durchweg positiven Erfahrungen. "Die Leute gucken und fragen,sind dann in der Regel auch erleichtert, dass etwas gegen die Kaninchenplage unternommen wird." Bis die Zahl der Nager auf ein normales Maß reduziert ist, kann es noch dauern. Frohnhoff geht davon aus, dass die beiden Falkner noch bis nächstes Jahr auf dem Waldfriedhof im Einsatz sind. "So ein Habicht fängt Kaninchen ja nicht dutzendweise."

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