Zunächst sind es nur ein paar Linien, die der Schnellzeichner auf das schneeweiße Blatt setzt. Federleicht liegt der Stift dabei in seiner Hand. Die ersten Konturen entstehen. Stirn, Strähnen, Kinn, Nase. Zwischendurch blickt er immer wieder auf, kontrolliert. Und schließlich nimmt er den Tuschestift zur Hand. "Jetzt hauche ich Ihnen Leben ein."

Damit meint er die Tupfer und Striche, mit denen er hier und da Konturen verstärkt, die Augenpartie betont. Es dauert knapp drei Minuten, dann ist das Porträt fertig. Slawa Veljic hält es hoch - und scheint zufrieden. "Jeder Mensch hat ein Bild von sich. Doch das weicht von der Realität ab", sagt der Künstler. "Ich will immer die Mitte zwischen beiden Bildern treffen."

Slawa ist in Montenegro geboren, in Russland aufgewachsen und lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Er kam zum Studium in den Westen. Genauer: nach München. Dort hat er eine Weile freiberuflich gearbeitet. Mitte der 80er Jahre zog es ihn ins Rheinland. In Wersten arbeitete er zunächst - wie andere auch - in einem Atelier. Doch irgendwann suchte er die Menschen.

Mit Aktionskunst begann er Anfang der 90er Jahre. "Ein Stück aus der Not heraus. Ich brauchte Geld", erinnert er sich. Doch mit seinem Konzept ist er erfolgreich. Auf Firmenveranstaltungen oder Promi-Parties ist er ein gefragter Mann.

Kunst ist auch Illusion - das ist einer von Slawas Grundsätzen. Und natürlich tritt er auf, wie man sich einen Künstler vorstellt: im schwarzen Anzug mit Farbklecksen, eine Zigarre zwischen Zeige- und Mittelfinger und ein weißer Hut auf dem Kopf. Ganz real sind dagegen die Ergebnisse.

Das gilt auch für seine Begeisterungsfähigkeit für die eigene Kunst. "Ich habe diese Tendenz, dass ein Kunstwerk auch schnell entstehen kann." Wenn es sein muss, auch in drei Minuten.