Ratingen: Die VHS peilt die Jugend an

Mit neuen Konzepten will sie neue Zielgruppen erreichen. Auch in der Wirtschaft wird ein Standbein angestrebt.

Ratingen. Volkshochschule - das Wort klingt für Jugendliche nicht sonderlich attraktiv. In ihren Ohren hört sich das eher nach drögen Vorträgen, Sprachkursen für Ausländer oder kreativen Veranstaltungen für Muttis an, deren Kinder längst nicht mehr zu Hause wohnen.

Wenn es nicht gerade angesagte Kurse wie "Knigge für Jugendliche" sind, machen die jungen Leute eher einen Bogen um das Haus an der Lintorfer Straße. Das soll sich aber ändern. "Wir wollen Kinder und Jugendliche als neue Zielgruppe erreichen", hat die neue Leiterin Gabriele Zaremba als Perspektive ausgegeben. Mit neuen Konzepten, pfiffigen Ideen und auf die Bedürfnisse der Jugendlichen zugeschnittenen Angeboten soll das gelingen.

Dafür will die VHS Bildungspartnerschaften mit den Ratinger Schulen eingehen. Die Landesregierung unterstützt übrigens ausdrücklich solche Vorstöße - allerdings nur ideell, Geld dafür erhofft sich Zaremba allenfalls aus europäischen Fördertöpfen. Wie will man die Jugendlichen erreichen? Mit den Themen, die ihnen noch am nächsten sind: neue Medien und Berufsorientierung.

Die VHS will dazu ihre "Medienkompetenz" (Zaremba) in die Waagschale werfen und im jetzt beginnenden Semester zweistündige Kurse in den Schulen abhalten.

Themen: verantwortlicher Umgang mit neuen Medien, Gefahren und Fallstricke im Internet, ergänzend gibt es Informationen für Lehrer und Eltern. "Das Angebot soll später intensiviert werden", so Fachbereichsleiter Wolfgang Büttner. Erreicht werden Schüler ab Klasse 7 - darunter wird nicht gefördert.

Ein weiterer Bereich, der den Nerv Jugendlicher treffen soll, umfasst das Themenfeld berufliche Orientierung. Es zielt darauf ab, dass die jungen Leute zwar spielend leicht mit ihren Computern umgehen, sie aber nur sehr einseitig und eingeschränkt nutzen können. "Kaum einer beherrscht die klassischen Programm wie Power Point oder Word. Weiter soll spielerisch über den eigenen "Wunschberuf" recherchiert werden.

Neben der jugendlichen Zielgruppe will die Volkshochschule auch ein Standbein in der Wirtschaft bekommen - mit Kursen und Trainings in Unternehmen. Erfolgversprechende Kontakte zum Ratinger Unternehmensverband sind schon geknüpft. Dabei wird es vor allem um Angebote in den Bereichen Management, Kommunikation, Präsentation, Moderation sowie EDV und Fremdsprachen gehen.

Schließlich setzt die VHS mit einem Leuchtturmprojekt neue "Duftmarken". Die Ratinger Einrichtung ist eine von bundesweit 40, die in Zusammenarbeit mit der Stadt und der LEG Ehrenamtler "qualifizieren und professionalisieren" soll. Zaremba: "Hier geht es um rechtliche Aspekte, versicherungstechnische Fragen, aber auch um Themen wie Zeitmanagement und Überlastung."

Ihren klassischen Bildungsauftrag wird die Volkshochschule daneben weiterhin erfüllen: Die bekannte und bewährte Angebotspalette von EDV über Schulabschlüsse, zehn Fremdsprachen, Deutschkurse, Kunst, Kultur, Pädagogik und Gesundheit ist unverändert im Programm.

Mehr noch: Erstmals seit vier Jahren wird wieder ein Alphabetisierungskurs für deutsche Analphabeten angeboten - bei geschätzten 4500 Menschen in Ratingen, die weder lesen noch schreiben können, eine "Herzensangelegenheit" der neuen VHS-Leiterin.

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