Ratingen: Deutsche Antwort auf Sister Act

Schwester Teresa Zukic sorgt bei Frühstückstreff für Frauen für helle Begeisterung.

Homberg. "Jetzt knuddeln Sie mal Ihre Nachbarin", fordert Schwester Teresa Zukic die über 100 Teilnehmerinnen am Frauenfrühstück in Homberg auf. Erst schauen die Frauen irritiert, doch dann nehmen sie andere in den Arm und lachen wie befreit. "Der Mensch hungert nach Zuwendung und Anerkennung", sagt die 44-jährige Ordensschwester von der Kleinen Kommunität im fränkischen Pegnitz.

Die evangelischen Gemeinden Homberg und Lintorf (am Dienstag) hatten prominenten Besuch. Schwester Teresa Zukic ist durch Fernsehauftritte bei Margarete Schreinemakers oder Jörg Pilawa einem großen Publikum bekannt. Um ihre Vorträge reißen sich die Städte. Auch Ratingen wollte die Nonne als Gastrednerin. ´

Tochter Michaela der Mitorganisatorin Brigitte Windgassen hatte die Schwester in Bayreuth erlebt. "Die müsst ihr einladen", rief sie ihre Mutter an. Die telefonierte mit Schwerster Teresa. Erst gab’s keinen Termin, aber Windgassen ließ nicht locker.

"Dann nehme ich die 500 Kilometer gerne in Kauf, dann ist es Gottes Wille", sagt Schwester Teresa. Sie sei vor einiger Zeit in einen Ort bei Bielefeld eingeladen worden, sie sollte dort von einem Boot aus predigen. So ganz habe ihr die Veranstaltung nicht behagt. Doch als zum Schluss ihrer Predigt ein Mann bekannte, er habe am nächsten Tag fünf Leute aus seiner Firma entlassen wollen, ihre Predigt hätte ihn davon abgehalten, da wusste sie, dass sie am richtigen Ort war.

Und jetzt Ratingen. Sie und ihr Begleiter, Pfarrer Franz Reus, setzten sich ins Auto und fuhren nach Ratingen - Übernachtung in Düsseldorf und Sonnenuntergang Mittwochabend am Rhein inklusive.

Der blaue Opel Signum trägt die Aufschrift "sponsored by Gott". Von den 100 000 Euro, die der Pfarrer und die Schwester 2004 bei einem Quiz von Jörg Pilawa gewonnen hatten, wurde nicht nur die Tafel in Pegnitz ins Leben gerufen, sondern auch ein Auto gekauft. Früher mit dem Motorroller, noch früher mit dem Skateboard unterwegs, mag das Gespann jetzt nicht mehr auf das Auto verzichten. Kein Wunder bei 74 Vorträgen, die Schwester Teresa im Jahr hält.

Das Skateboard hat sie dagegen berühmt gemacht. Als Spitzensportlerin im Turnen und später in der Leichtathletik gehörten Rennrad und Skateboard zu ihrer Ausrüstung. Sie ließ sich auf dem Board fotografieren, das Bild ging um die Welt, den Namen als Skateboard-fahrende Nonne hatte sie weg. Mit ihrem Gewicht steigt sie nicht mehr aufs Skateboard. "Ich bin eine erfolgreiche dicke Frau", sagt sie "irgendeinen stört das immer. Ich habe auch Gegner."

Trotz der Namensgleichheit mag sie nicht mit Mutter Teresa verglichen werden. Da sei sie doch eher die deutsche Antwort auf "Sister Act", sagt sie. Sie erzählt, wie sie als Atheistin zum Glauben fand. In einer schlaflosen Nacht habe sie zufällig zur Bibel, die eine Freundin ausrangieren wollte, gegriffen und in der Bergpredigt gelesen.

"Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin", das habe ihr imponiert, sie probierte es aus. Nach einem heftigen Foul der Gegenspielerin beim Basketball fand sie für ihre Kontrahentin freundliche Worte. Die sei perplex gewesen. "Vergebung funktioniert", so Schwester Teresa.

Es seien kleine Dinge, die den Tag verschönern können. Freundliches Lächeln, liebe Worte. Angelika Bartmann vom Frühstücksteam fasst es zusammen: "Ich gehe jetzt wacher durch das Leben. Es sind oft nur Kleinigkeiten."

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