Ratingen: Chorgesang wärmte Herzen

Frühlingskonzert: Knabenchor Hösel begeisterte mit wunderbaren Stimmen.

Ratingen. Der Frühling ist die Jahreszeit, die am stärksten herbeigesehnt wird. Aber was tut er? Zeigt die kalte Schulter. Damit er nicht länger nur durch seine eiskalten Vorboten trübe Stimmung verbreitet, wurde zum Sonntagskonzert der Knabenchor Hösel in die Adolf-Clarenbach-Kirche bestellt, um mit seinem Gesang die Herzen zu erwärmen.

So kündigte Pfarrer Dieter Jeschke überaus beglückt die oft gelobte Formation an - und die 28 Jungen enttäuschten mit ihrem "Frühlingskonzert" nicht. Von der Empore herab ließen die jungen Männer ihre wunderbaren Stimmen erklingen.

Und um deren Ton zu beschreiben, darf tief in den Fundus an Metaphern und Adjektiven gegriffen werden, denn fern jedweder glamouröser Art sind diese Stimmen samtig, perlend, zart und gleichzeitig in jeder Lage, absolut akkurat und auf den Ton genau.

Der Höseler Knabenchor hatte ein gefälliges Programm zusammengestellt. Auf Johann Sebastian Bachs Praeludium und Fuge D-Dur als Orgelsolo, gespielt vom liebevoll "rheinischen Professor" genannten Torsten Laux, folgte vom gleichen Komponisten "Jesu bleibet meine Freude", ehe bei "Jesu, meines Glaubens Zier" Sebastian Kitzinger in Erscheinung trat.

Der Bariton, 1980 in London geboren, galt schon mit den Milchzähnen als besonderes talentiert. Auch bei dem Kirchenkonzert war seine Stimme über jeden Zweifel erhaben und gab den alten Komponisten - außer Bach sang er Hugo Wolf und Georg Friedrich Händel - etwas Glühendes, fast Existenzielles.

Trotz seiner herausragenden Stimmqualität blieb Sebastian Kitzinger aber primus inter pares, wofür auch das ausbalancierte Dirigat des großartigen Toralf Hildebrandt sorgte.

Ob der Knabenchor dunkle Täler besang, durch die Gott sicher und wohlbehütet leitet (Peter Sölken "Du bist mein Hirt") oder "Wohin soll ich mich wenden" aus Franz Schuberts "Deutsche Messe" vorgetragen wurde - in der traumschönen Akustik der Kirche schmeichelten sich die Lieder wie watteweiche Einheiten in die Ohren der etwa 100 Zuhörer, die das musikalische Ereignis sichtlich genossen.

Nachdem Bariton, Knabenchor und Orgel gemeinsam Händels "Lobe und preise, Ehre erweise" vorgetragen hatten, kamen die Knaben nebst Dirigent von der Empore gekraxelt, um hinter den Altar platziert umjubelte Zugaben zu geben.

Wohl jedem war es nach diesen Episoden aus der Kirchenmusik warm ums Herz geworden. Kleine Notiz am Rande: Tatsächlich kam nach den 18-Uhr-Glocken sogar noch die Sonne hervor.

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