Ratingen: CDU und BU - Das bürgerliche Lager ist weiter zerstritten

Rolf Steuwe wurde als CDU-Chef wiedergewählt. Die Parteispitze geht mit der Bürger-Union hart ins Gericht. Lothar Diehl (BU) kontert.

Ratingen. Erst hieß es, er höre auf, dann machte er doch noch weiter: Rolf Steuwe ist am Dienstagabend erneut zum Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes gewählt worden. Auf der Parteiversammlung im Angersaal der Stadthalle stimmten 105 der 142 anwesenden Parteimitglieder für Steuwe. Der betonte, dass dies definitiv seine letzte Amtszeit sein werde. Und sie wird auch kürzer ausfallen: nur 18 statt der üblichen 24 Monate, weil die Versammlung nicht turnusgemäß im Frühjahr stattgefunden hat, sondern wegen der vielen Wahlen in den Herbst verschoben wurde.

Kein Gegenkandidat, aber dafür nur knapp über 70 Prozent der Stimmen. "Ein komfortables Ergebnis", kommentierte Fraktionsvorsitzender Ewald Vielhaus. "Man tritt mal einem auf die Füße und bekommt das dann so zurück."

Vielhaus sieht seine Partei "neu aufgestellt". Mit dem gleichen Vorsitzenden wie bisher? Vielhaus: Dafür sei die Vorstandsriege ganz neu besetzt. Zu Steuwes Stellvertretern wurden Erika Zender (Frauen Union), Thomas Görtz und Christian Freund gewählt. Dass Steuwe sich noch einmal als Vorsitzender zur Wahl stellte, hat wie man hört auch einen ganz banalen Grund: Es gibt in der CDU zurzeit niemanden, der an Steuwes Stelle hätte antreten können oder wollen. Und wie wird das in eineinhalb Jahren sein? Vielhaus: "Von den drei Stellvertretern haben alle drei Ambitionen auf das Amt."

Dass die Partei bei den Mitgliederzahlen stark Federn gelassen hat, lässt die Parteiführung natürlich nicht kalt: Aktuell gibt es 717 Mitglieder, vor zwei Jahren waren es noch 65 mehr. "Das werden wir wieder aufholen."

Die Vorsitzenden von Partei und Fraktion gingen auf der Versammlung wieder einmal hart mit der Bürger-Union ins Gericht. Es habe gleich nach der Wahl viel versprechende Gespräche um einen gemeinsamen Kurs gegeben, doch danach war’s auch schon vorbei. Steuwe: "Wenn beide Unionen wieder zusammenkommen sollen, sind langfristige Absprachen nötig. Das wurde aber von der BU abgelehnt."

Vielhaus ergänzte: "Wir können nicht mit einem Partner, der nur seine Meinung zählen lässt." Der Gipfel sei dann eine Unterredung über die Wahl der Bürgermeister-Stellvertreter eine Woche vor der konstituierenden Ratssitzung gewesen. BU-Fraktionsvorsitzender Lothar Diehl habe gesagt, wenn die CDU nicht den BU-Kandidaten unterstütze, "dann gibt das Krieg", zitierte Vielhaus. "So kann doch keine vertrauensvolle Zusammenarbeit aussehen." Die will die CDU aber weiterhin. "Die Tür steht offen."

Lothar Diehl bestätigte das Zitat auf Anfrage unserer Zeitung. "Das war ein Gespräch am Telefon, da war ich etwas zu temperamentvoll." Man habe erst eine gemeinsame Liste mit der CDU vorgeschlagen, dann aber davon Abstand genommen. Auch Diehl sah beide bürgerlichen Parteien anfangs auf einem gedeihlichen Weg - bis zur Wahl im Rat, als die CDU die SPD-Kandidatin unterstützte und die BU-Kandidatin durchfallen ließ.

Diehl: "Ich habe zu bestimmten Leuten in der CDU kein Vertrauen." Der Fraktionsvorsitzende findet es auch "unglücklich", dass Steuwe, der als Dezernent loyal zu seinem Bürgermeister (BU) stehen muss, weiter Vorsitzender der CDU ist." Das habe er ihm auch offen gesagt. Und welche Tür stehe offen? "Vielhaus und Steuwe sind keine Partner für mich", stellt Diehl klar. Die CDU habe auf ihrer Versammlung die Chance verpasst, einmal in sich zu gehen: "Der Verlust von 20 Prozentpunkten Wählerstimmen in zehn Jahren sind doch Grund genug."

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