Ratingen: Barbie-Börse im Stadtmuseum

Die Puppe mit den vermeintlichen Traummaßen hat nach Mädchenzimmern nun auch die Welt der Erwachsenen erobert.

Ratingen. Einer Ikone feiert Geburtstag. Sie besitzt angeblich Idealmaße, langes blondes Haar und könnte Studien zufolge auch im richtigen Leben ohne Hilfe nicht laufen: Ihre Oberweite wäre demnach dafür einfach zu groß. Sie ist aus Plastik und beglückt seit 1959 junge Mädchen und jung gebliebene Frauen gleichermaßen. Die Spielzeugikone Barbie feiert ihren Fünfzigsten. Das Stadtmuseum Ratingen lud deshalb für Sonntag zur Barbie-Börse.

Im Parterre fanden sich Aussteller mit ihrem Angebot an so genannten Vintagepuppen ein, die im Stil der Mode von den 30er bis zu den 70er Jahren gekleidet sind. Die Besucher konnten Puppen, selbst genähte Kleider, Schmuck oder Miniatursets erstehen und vor allem an der grenzenlosen Leidenschaft der Aussteller teilhaben.

Seit 2004 zeigt das Stadtmuseum Kuriositäten wie die von Fantasyfilmen inspirierten Puppenentwürfe von Claudia Nanik, die Barbies in Wikinger- und Dracula-Outfits hüllt. Barbie-Entwürfe mit dem Namen "Esmeralda, die Verführung der Nacht" zeigen den großen Ideenreichtum einiger Aussteller.

Bernd Bremer und Ralf Müller präsentierten im Stadtmuseum die Oberklasse der Puppen: Die Linie Fashion Royalty richtet sich ausschließlich an Sammler, die für andere Gesichtszüge und hochwertige Outfits der Puppen tief in die Tasche greifen:

Die Version des Designers Bob Mackie kann gern bis zu 500 Euro kosten. "Kriegst du die Beine so raus oder musst du die erst warm machen", fragte Cathrin Deutscher hektisch vor dem Stand von Bettina Dorfmann und zeigte ihr eine Barbiepuppe mit komischen Beinen.

Nichteingeweihte werden jetzt sicher die Stirn runzeln: An diesem Sonntagnachmittag wurde schnell klar, dass die Welt der Barbie-Sammler ein ganz eigener Kosmos ist. Grund der Frage sind die falschen Beine, die ein Sammler an das Modell der Color-Magic-Barbie aus dem Jahre 1968 angebracht hat.

"Dieses Modell wurde oftmals aus einem Produktionsüberschuss heraus nur als Torso nebst Kopf verkauft", erklärt die Kennerin Bettina Dorfmann. Sie ist mittlerweile selbst zu so etwas wie einer Ikone in Sachen Barbie geworden: Erst am vergangenen Wochenende waren das russische Fernsehen und die BBC bei ihr zu Besuch - auch dort wird der Geburtstag der wohl berühmtesten Puppe der Welt gefeiert.

Mit ihrer Sammlung von 2500 Vintage-Barbie-Puppen erhielt Bettina Dorfmann 2007 den Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde. Mittlerweile sind noch 500 Exemplare hinzugekommen. 6000 zählt ihre gesamte Sammlung.

Bettina Dorfmann kommt aus einer Sammler-Familie. Die Leidenschaft, Dinge zu sammeln, zu ordnen und systematisch aufzubewahren haben der vielbeschäftigten Frau ihre Eltern in die Wiege gelegt: Die Mutter sammelt selbst Puppen; der Vater antike Rauchverzehrer, die Zigarettenrauch absorbieren. Dorfmann hat früh mit ihrer Leidenschaft ernst gemacht.

Nachdem sie ihren Job als Einkäuferin einer großen deutschen Handelskette an den Nagel gehängt hatte, eröffnete sie ein Textilgeschäft. Dieses wurde immer mehr zum Refugium ihrer Liebe zum Nähen und Restaurieren: In der Barbie-Klinik von Dorfmann lassen Kunden Puppen reparieren, kaufen seltenes Zubehör wie Kleidung und Accessoires oder geben Schätzungen in Auftrag.

Außerdem gibt die Ratingerin einmal im Jahr mit Katrin Schrey im Stadtmuseum Auskunft über den Wert alter Fundstücke. So manch gefundene Puppe aus dem Familiennachlass kann hier zur wertvollen Perle avancieren.

Die blonde Frau ist umtriebig: Sie konzipiert Barbie-Ausstellungen und verfasst zweisprachige Bücher, die als Gebrauchsanleitung für Barbie-Sammler gedacht sind: "Outfits 1975-1979" gibt darüber Auskunft, wie die Anziehsachen bestimmter Vintage-Puppen zu komplettieren sind.

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