Porträt: Die Agraringenieurin aus Neviges

Scheunen und Traktoren sind ihr Zuhause. Mareike Bredtmann ist Agraringenieurin.

Neviges. Hochgewachsener Roggen geleitet durch den Feldweg. Ein Hofladenschild weist die Richtung. Dann taucht der Hühnerstall auf, der mit Hilfe eines Traktors den Standort wechseln kann, weil er Kufen hat. In erdigen Gummistiefeln steht Mareike Bredtmann vor dem Bauernhaus. Die 28-Jährige steckt mit der Landjugend in den Vorbereitungen zum Tag des offenen Hofes auf Gut Lüpkesberg (Kasten).

Der Hof der Familie Bredtmann ist eine Insel in Neviges. „Viele denken gar nicht, dass es hinter dem Sportplatz Siepen noch Zivilisation gibt“, sagt die jüngste Tochter und erinnert sich an frühe Freiheiten: „Als Kind war man nicht reglementiert, konnte zum Spielen auf die Wiese oder in den Wald rennen.“ Und hat Ruhe. „Jeder, der einen Garten hat, weiß, wie schön es ist, ein eigenes Stück Natur zu besitzen“, sagt die Agraringenieurin, die im Vertrieb einer Getreidezucht-Firma arbeitet.

Der Bauer wird immer mehr zum Unternehmer. „Wenn ich überlege, wie meine Großeltern nach dem Zweiten Weltkrieg gewirtschaftet haben, liegen Welten dazwischen.“ Schippe, Hacke, 50-Kilo-Säcke, die sie in die Kartoffelkeller der Kunden schleppten. „Heute läuft viel mit PC und GPS“, um etwa die Saat genau zu positionieren.

Effektivität für erhöhte Leistung. „Früher hat man Kartoffeln mit einem Zweireiher gepflanzt, heute lassen sich vier Reihen auf einmal legen. Die Mähdrescher sind größer geworden, die Saatkulturen verlässlicher.“ So gebe es „Hybrid-Roggen“, der größeren Ertrag garantiert, oder Sorten, die resistenter gegen Krankheitskeime sind.

Beschaulich sei der Beruf keineswegs: „Er besteht nicht nur aus der Idylle, dass süße Kälbchen auf der Weide stehen“, sagt Bredtmann. „Tiere muss man jeden Tag versorgen, Heiligabend genauso wie am Geburtstag. Kühe müssen auch bei minus 20 Grad gemolken werden. Wenn die Tränke eingefroren ist oder der Tierarzt kommt, ist das keine Romantik.“ Ackerbauer hätten in saisonalen Spitzenzeiten einen 20-Stunden-Tag — trotz Technik.

Vielen ist Mareike Bredtmann noch als Rheinische Kartoffelkönigin in Erinnerung. Das Amt hatte sie 2010 inne. Am besten hat ihr dabei gefallen, wenn sie im Kleid mit Schärpe und Diadem auftrat und Kinderaugen strahlten, „wenn ich etwas mit Kindern gemacht habe“. Wettschälen zum Beispiel. Oder Kartoffelstempel.

Das Leben auf dem Bauernhof habe ihr ohnehin einen bodenständigen Charakter verliehen: „Auf einem Hof ist der Familienzusammenhalt wichtig. Ich habe einen guten Draht zu meinen zwei Brüdern. Außerdem wird man früh selbstständig.“ Und: „Ich bin heimatverbunden.“ In naher Zukunft werde sie zwar zu ihrem Lebensgefährten ziehen, der in Mettmann einen landwirtschaftlichen Betrieb hat, den elterlichen Hof übernimmt der ältere Bruder. Doch der Lüpkesberg „bleibt meine Scholle“.

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