Politiker stimmen im Rat für eine Elternbefragung zur zweiten Gesamtschule

Der Antrag der SPD, eine sogenannte rechtserhebliche Abfrage durchzuführen, erhielt 34 Ja- und 24 Nein-Stimmen.

Politiker stimmen im Rat für eine Elternbefragung zur zweiten Gesamtschule
Foto: Bahrmann

Velbert. Jetzt sind die Eltern am Zug: Mit 34 Ja-Stimmen und 24 Gegenstimmen beschloss der Stadtrat, eine rechtserhebliche Elternbefragung zur Errichtung einer zweiten Gesamtschule durchzuführen. „Wir geben die Entscheidung in die Hand der Eltern und hoffen, dass wir eine Mehrheit bei der Befragung erhalten“, sagte Rainer Hübinger, Vorsitzender der SPD, der den Antrag stellte. „Immerhin haben 80 Kinder keine Chance, die Gesamtschule zu besuchen, dem muss irgendwann Rechnung getragen werden. Außerdem gibt es Probleme in Neviges, weil dort keine weiterführende Schule vorhanden ist.“

„So einfach kann man es sich nicht machen“, konterte Marc Ratajczak von der CDU, der beklagte, dass der mühsam erreichte Schulkonsens in Velbert mit Füßen getreten wird. „Das mehrgliedrige Schulsystem ist auch Elternwille.“ Bei einer zweiten Gesamtschule sieht der Unionspolitiker das Ende des Langenberger Gymnasiums, der Hauptschule und der der Realschule kommen. „Das würde bedeuten, dass dann Langenberg ohne weiterführende Schule ist.“

Frank Röhr (Grüne) bemängelt eben diese Dreigliedrigkeit, weil Kinder „abgeschult“ werden. August-Friedrich Tonscheid hält eben dieses System für durchlässig: „70 Prozent der Abgänger der Heinrich-Kölver-Realschule schafften das Abitur oder Fachabitur.“ Außerdem prognostizierte der Fraktionschef von Velbert anders 100 Zustimmungen bei der Elternbefragung, aber keine 100 Anmeldungen für die zweite Gesamtschule. Weil Neviges keine weiterführende Schule mehr hat, ist Thorsten Hilgers (FDP) für eine weitere Gesamtschule. „Wir dürfen Velbert als Schulstandort nicht durch Auspendler weiter schwächen, das ist nur durch eine zweite Gesamtschule in Neviges zu erreichen. Weil die Hauptschule ungeliebt ist, wäre es die logische Konsequenz, wenn der Kreis die Trägerschaft übernimmt.“

Pirat Thomas Küppers haute die in gleiche Kerbe: „Wir müssen die Eltern überzeugen, dass sie ihre Kinder nicht nach Wuppertal, sondern nach Neviges schicken.“ Ingrid Schween von den Linken ist für die Gesamtschule jetzt, weil „die Kinder dort nicht getrennt werden und weil wir die Chance haben, dass wir 100 Kinder kriegen.“

„Die Befragung ist sinnvoll, wir werden den Elternwillen herausfinden“, so die Grüne Esther Kanschat. Marc Ratajczak warf den Befürwortern Besserwisserei vor: „Der Bedarf ist nicht da, das sagen alle Schulleiter, inklusive der Gesamtschule.“ Zum Schluss der Debatte zeigte sich Bürgermeister Dirk Lukrafka ebenfalls als Gegner der Elternbefragung. „Wir haben für die Förderschulen gekämpft, wir werden vieles preisgeben von dem, was wir haben und was funktioniert. Eine neue Schule mit mindestens 100 Kindern hat auch Auswirkungen auf die Gesamtschule in Velbert-Mitte und ist nicht kalkulierbar. Ich wünsche mir in meiner Amtszeit als Bürgermeister nicht, dass ich eine Schule auflösen muss.“ Daneben hält er den Zeitpunkt der Diskussion um eine zusätzliche Gesamtschule im Hinblick auf die Veränderung von G 8 nach G 9 für zeitlich falsch gesetzt. Er sagte: „Mein Wunsch wäre es gewesen, abzuwarten, zumal es eine Steigerung bei den Kindergärten gibt.“

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