Neviges: Japaner kennen Orakel Paul

Austausch: Pfadfinder aus dem japanischen Musashino kommen seit Jahren nach Neviges. Die Partnerschaft funktioniert.

Neviges. "Niedlich, süß!" "Es gibt hier so schöne alte Häuser." Die ersten Eindrücke von Neviges fallen für Ayumi, Yuri und Nijiko durchweg positiv aus. Die 16-Jährigen sind andere Dimensionen gewöhnt. Die jungen Mädchen gehören zu einer 18-köpfigen Pfadfindergruppe, den St.Mary-Scouts aus Musashino, einem Stadtteil Tokios mit gut 400000 Einwohnern. Seit Dienstagabend sind sie mit ihrem Leiterteam auf Gegenbesuch bei den Nevigeser St.Georg-Pfadfindern.

Beide Gruppen verbindet eine mehr als 20-jährige Partnerschaft. Alle fünf Jahre gibt es Fahrten ins Land der aufgehenden Sonne und Gegenbesuche in Neviges. Knapp 90 Nevigeser Pfadfinder waren seitdem Gäste der St.Mary-Scouts in Musashino. "Das waren super Eindrücke", erinnert sich Lucas Casalino, der im vergangenen Jahr mit in Japan war. "Das ist ganz anders als Urlaub im Hotel. Da bekommt man das richtige Leben mit - die Japaner geben ja sonst wenig Privates preis."

Was wissen die jungen Japaner von Deutschland? "Wir haben einiges im Internet gelernt", erzählt Yuri. Auffallend seien die langen Nasen der Leute hier, außerdem kenne man in Japan den Kraken Paul. Das WM-Orakel sei oft im japanischen Fernsehen gewesen.

Wie es sich für richtige Pfadfinder gehört, haben sie keine Probleme, die grundverschiedenen Kulturen zusammenzubringen. Nur mit der Verständigung hapert es. Keiner der Japaner spricht Deutsch, ein paar Nevigeser beherrschen ein paar wichtige Brocken: "Hallo, Danke, ich bin müde, ich habe Durst - also das Wichtigste", lacht Casalino. Deshalb hatte man zum offiziellen Empfang im Pfarrzentrum gestern Nachmittag auch eine Dolmetscherin dabei, die die Grußworte von Pater Damian Bieger und Vize-Bürgermeister Bernd Tondorf übersetzte.

Dabei kämpften jedoch einige der jungen Japaner mit der Müdigkeit nach dem 16-Stunden-Flug. Den Kopf in die Hände gestützt, klappte dem einen oder anderen mal ein Auge zu. Bei einem Kirsch-Bananen-Cocktail und Kuchen kam wieder Leben in die müden Knochen: Himbeertorte, Käsesahne, Streuselkuchen - für die Gäste aus Fernost ungewohnte Kost. "Das kennen wir nicht", sagte ein Junge diplomatisch. "Schmeckt gut - und sieht aus wie zum Verkaufen", meinte Kunihiko (13). Sehr beliebt war auch Sprudelwasser, in Japan weitgehend unbekannt.

Bis zum 30. August weilen die Pfadfinder bei ihren Gastfamilien. Die Zeit wird ihnen bestimmt nicht lang werden: Ausflüge nach Köln (Dom) und Bonn (Haus der Geschichte), eine Kanutour, Zeltlager an der Steinbachtalsperre und Grillen mit der Gemeinde stehen auf dem Programm.

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