Neues Kino: Wunsch und Wirklichkeit

Dass es ein attraktives Kinoangebot in Trägerschaft der Stadt geben kann, wurde im Kulturausschuss eher bezweifelt.

Velbert. Der Kulturausschuss hat über die Chancen diskutiert, wieder ein Kino in Velbert anzusiedeln. Vorausgegangen waren ein Antrag der Linken sowie ein Austausch zwischen Ulrich Stahl, Leiter des Fachbereichs Kultur, und der Vorsitzenden des Kulturausschusses, Esther Kanschat.

„Der Wunsch, in Velbert ein Kino anzubieten, entspricht einer breiten Stimmung“, sagte Günter Judick (Linke) in der Sitzung. Er hatte vorgeschlagen, das Forum Niederberg als Veranstaltungsort zu nutzen und die Programmgestaltung in die Hände der städtischen Kulturabteilung zu legen. Die Debatte um eine Einrichtung in öffentlicher Trägerschaft war jedoch von Zweifeln bestimmt: „Das Publikum von heute will Großleinwände, Premierenkino, neueste Filme der führenden Studios“, sagte Eva Steinmetz (Velbert anders). „Diesen Anspruch kann Velbert nicht leisten.“

Dem pflichtete Wolfgang Werner (SPD) bei: Die Stadt könne ein konventionelles Kino dieser Art nicht tragen. „Wenn Kino in öffentlicher Trägerschaft stattfinden soll, dann im Rahmen des Kulturauftrags. Dann ginge es aber nicht um aktuelle Blockbuster, sondern ausgewähltes Programmkino.“

Die Stadt hatte zuletzt in den 80er- und 90er-Jahren ein Kommunales Kino angeboten, in Kooperation mit dem „City Movie“ an der Blumenstraße. „Ein Tag pro Woche, zwei Filme“, erklärte Ulrich Stahl das Konzept, das er damals mit einem Medienpädagogen umsetzte. „Nachmittags für Kinder und Jugendliche, abends für Erwachsene. Es gab zum Beispiel eine Hitchcock-Reihe oder die Trilogie ,Zurück in die Zukunft’, jeweils mit Einführungen.“ Mit der Schließung des „City Movie“ 1996 endete auch das Kommunale Kino. „Es war ja die ganze Infrastruktur weg; wir hatten die Säle, die Vorführgeräte und den Vorführer genutzt.“

Eine Alternative wäre ein Sommerprogramm „als Open-Air-Kino mit fünf bis sechs Aufführungen, beispielsweise im Innenhof der Vorburg Neviges“, schlug Bärbel Glaeske (SPD) vor. „Das könnte die Stadt tragen, ohne ein großes finanzielles Risiko einzugehen.“

„Wenn ein privat betriebenes Kino angesiedelt werden soll, wäre dafür die Wirtschaftsförderung zuständig“, verwies Stahl auf die Verantwortlichkeit. Bei einer Präsentation zur Nutzung des Hertie-Hauses 2011 hatte ein Kinobetreiber aus Leipzig Interesse bekundet.

Seit Vorstellung der Pläne für das Einkaufszentrum am Europaplatz liegt die Wiederbelebung des Gebäudes jedoch auf Eis. „Der Kontakt zu diesem möglichen Kinobetreiber ist trotz der schwierigen Situation aber nicht abgebrochen“, sagte Wirtschaftsförderer Wilfried Löbbert auf Nachfrage der WZ. Dabei sei dieses Freizeitangebot „definitiv als Premierenkino mit Top-Filmen“ gedacht. Es sei nicht das Problem, einen Betreiber zu finden, sondern Investoren, ergänzte Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach.

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