Mehr Schule für alle in Velbert?

Die Lehrergewerkschaft GEW ruft zur Gründung einer Bürgerinitiative für eine zweite öffentliche Gesamtschule auf. Zum ersten Treffen wird am 18. März eingeladen.

Velbert. Abstimmung mit den Füßen: Laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wollten in diesem Jahr fast 70Prozent aller Velberter Viertklässler auf die Gesamtschule wechseln. Da 467 Anmeldungen aber nur 230 Plätze gegenüber stehen, musste sich mehr als die Hälfte der Kinder nach anderen Schulen umschauen. Die GEW ruft daher mit Unterstützung von DGB und IG Metall unter dem Motto "Eine Schule für alle" zur Gründung einer Bürgerinitiative für eine zweite öffentliche Gesamtschule auf.

"Der Trend ist, dass immer mehr Kinder an den beiden vorhandenen Gesamtschulen abgelehnt werden müssen", erklärt Robin Meis, Vorsitzender der GEW Niederberg. "Dabei ist die Gesamtschule die am meisten nachgefragte Schulform", fügt Gerd Schäfers, seit einigen Tagen pensionierter Leiter der Velberter Gesamtschule, hinzu. Die GEW-Vertreter verweisen auf die aktuellen Anmeldezahlen: 217 Kinder (Vorjahr: 241) wechseln auf eines der drei Gymnasien, 175 (192) auf die beiden Realschulen.

Nur noch 66 (81) Neuzugänge zählen die beiden Velberter Hauptschulen: "Die Planungen der Stadt mit einer dreizügigen Hauptschule Am Baum gehen damit völlig am Elternwillen vorbei", kritisiert GEW-Mitglied Jan Lichtwitz. Es habe keine einzige freiwillige Anmeldung zur Hauptschule gegeben, ergänzt Meis - alle Eltern hätten zunächst versucht, ihr Kind an anderer Stelle unterzubringen. Für die Gewerkschafter ist die Hauptschule ohnehin ein Auslaufmodell. Dagegen biete die Gesamtschule den großen Vorteil einer offenen Schullaufbahn, die dem Nachwuchs jede Chance bis hin zum Abitur einräume.

Ein weiteres Argument sei die hohe Zahl von Schülern, die trotz Fachoberschulreife mit Qualifikation nicht in die gymnasiale Oberstufe aufgenommen werden konnten. Mit Einführung des "Turbo-Abi" bereits nach acht Jahren bliebe Hauptschülern nur noch der Weg zur Gesamtschule oder an ein Berufskolleg, um die Reifeprüfung abzulegen; Realschüler müssten beim Besuch eines Gymnasiums zunächst ein Schuljahr wiederholen. "Die Stadt Velbert könnte leicht mindestens 50 Abiturienten pro Jahr mehr haben, wenn sie die Plätze an der Gesamtschule anbieten würde", sagt Meis: "Hier werden Menschen trotz aller Mühen vom Bildungssystem ausgegrenzt."

Mit dem Einsatz für eine zweite öffentliche, vierzügige Gesamtschule wollen die Initiatoren dem Elternwillen gerecht werden und dazu eine möglichst breite Basis schaffen: "Es gibt für eine weitere Schule Sympathien in allen gesellschaftlichen Gruppen und Parteien", meint Meis. Ziel sei daher, eine Mehrheit im Rat zu überzeugen - "ohne sich gegen eine bestehende Schulform oder Schule zu richten", so Schäfers.

Das Treffen zur Gründung einer Bürgerinitiative findet am Donnerstag, 18. März, um 19 Uhr statt. Der Ort wird noch bekannt gegeben - die Freizeiträume der Gesamtschule dürfen die Initiatoren nicht nutzen.

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