Lintorf: Lüers’ großes Herz für Kinder

Lüder Lüers ist ein Pionier der Kindernothilfe. Bei der Gala zum 50-jährigen Bestehen gehörte er zu den Ehrengästen.

Lintorf. "Das war ganz schön aufregend. Ich habe bis zum letzten Moment gezittert", sagt Lüder Lüers. "Vor allem wegen des kleinen Fragezeichens hinter der Bundeskanzlerin. Kommt sie tatsächlich, oder muss sie vielleicht kurzfristig absagen? Aber dann kam sie. Und war auch noch richtig locker." Die Aufregung und auch die Erleichterung sind Lüder Lüers auch am "Tag danach" noch deutlich anzumerken.

Schließlich ist eine Angela Merkel zum Anfassen schon etwas Besonderes - auch für einen, der in seinen 82 Lebensjahren Gott und die Welt kennen gelernt hat. Am Freitagabend in der mit 1700Leuten ausverkauften Mercartor-Halle in Duisburg jedenfalls war Lüers einer der Ehrengäste der Gala zum 50. Geburtstag der Deutschen Kindernothilfe - und damit auf Tuchfühlung mit der Regierungschefin. "Ein tolles Erlebnis. Ein toller Abend", schwärmt er.

Lüers, der gebürtige Velberter, der seit drei Jahren in Lintorf lebt, war fast vom ersten Tag an dabei, ist einer der Pioniere der heute weltweit agierenden Stiftung, die sich für notleidende Kinder einsetzt. "Die Aufbruchstimmung, die damals herrschte, hatte auch mich erfasst", erinnert sich der 82-Jährige. "Die Erfolge des Wiederaufbaus nach dem Krieg und das, was sich damit in den Herzen und Köpfen der Leute tat, war förmlich greifbar. Als ich vom Elend der Kinder in Indien hörte, stand für mich fest: Da musst du helfen."

Schon bald reichte es dem gelernten Landschaftsarchitekten aber nicht mehr, "nur" Geld zu spenden. Lüers wollte aktiv und vor allem vor Ort sein. So packte er 1965 die Koffer und ging mit seiner Frau Ruth für acht Jahre ins südindische Tiruchirappalli, um die Kindernothilfe vor Ort aufzubauen. "Das war eine fantastische Zeit", sagt der vierfache Vater und dreifache Großvater, der nach seiner Rückkehr die Geschäftsführung der Kindernothilfe übernahm und später in den Vorstand wechselte.

Es folgten Stationen in Äthiopien und Lateinamerika. Wie viele Patenschaften er in all den Jahren übernommen hat, weiß er gar nicht. "Es mögen um die 20 sein." Zu einigen der Patenkinder hat Lüers bis heute Kontakt. So, wie zu seinem jüngsten Spross, den 17-jährigen Chinnathambi, der in Indien kurz vor dem Abi steht. Oder wie zu dem heute 60-jährigen Samuel Ismer. "Ihn habe ich aber erst als 20-Jährigen kennen gelernt, und ich bin auch nicht sein Pate. Wir sind einfach dicke Freunde. Seine Paten - das ist Familie Ismer aus Radevormwald, daher sein deutscher Nachname", erzählt Lüers.

Samuel gehörte damals der untersten Kaste an, heute ist er Doktor der Philosophie und arbeitet als Streetworker in seiner indischen Heimat. Momentan ist er Gast im Hause Lüers und arbeitet mit dem 82-Jährigen dessen Abschiedsreise auf den Subkontinent aus. "Anfang nächsten Jahres geht es noch mal für drei Monate nach Indien. Ich war zuletzt 1998 dort, seitdem sollte sich wieder viel getan haben."

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