Lintorf: Horrorunfall - Feuerwehr und Malteser proben Ernstfall

In Lintorf wurde ein schwerer Unfall simuliert. 220 Kräfte waren im Einsatz.

Lintorf. "Hilfe! So helft mir doch. Ich habe Schmerzen!", ruft die Frau, während sie zwischen den Autowracks umherirrt. Von ihrem Kopf tropft Blut, sie humpelt und hält sich den rechten Arm, steht unter Schock. Um sie herum herrscht Hektik.

Rettungskräfte eilen von einem Schwerverletzten zum nächsten, versorgen die Schreienden, legen sie vorsichtig auf die Tragen und verabreichen ihnen Infusionen. Viele haben klaffende Wunden, in manchen aufgerissenen Armen und Beinen stecken noch Metallsplitter.

Mit schwerem Gerät schneidet die Feuerwehr eine Familie aus ihrem völlig zerstörten Peugeot. Vater, Mutter, Tochter sind mehr tot als lebendig. Ein Horrorszenario. Das Heer derer, die helfen, wird minütlich größer. Aus allen Himmelsrichtungen sind unaufhörlich Martinshörner zu hören, sogar ein Hubschrauber ist im Landeanflug.

Zum Glück jedoch ist der Horrorunfall, der sich am Samstag um kurz nach 14 Uhr in Lintorf ereignet hat, keine Realität. Malteser und Feuerwehr - insgesamt 220 Einsatzkräfte - proben den Ernstfall: eine Massenkarambolage mit einem Lkw, zwei Pkw, einem Radfahrer und sogar einem Linienbus. Sie alle stehen ineinander verkeilt auf der abgesperrten Straße An den Dieken.

"Die sind vom Schrottplatz", erklärt Ratingens Feuerwehrchef René Schubert. "Bis auf den Linienbus. Der ist noch im regulären Einsatz und sollte auch unsere Übung unbeschadet überstehen." Bis auf diesen kleinen "Schönheitsfehler" ist alles erschreckend real. Zumal die Verletztendarsteller ihre Rollen überzeugend präsentieren. Kein Wunder, handelt es sich doch um Profis, die eigens aus den Niederlanden angereist sind - samt Maskenbildner und jeder Menge Kunstblut.

Die Lotus-Gruppe, so der Name der Schauspieler aus der Provinz Limburg, ist fester Bestandteil im holländischen Gesundheitswesen und macht solche Auftritte, auch im benachbarten Ausland, regelmäßig. Würde man den einen oder anderen Schwerverletzten später nicht fröhlich plaudernd beim Kaffeetrinken oder Brötchenessen im "Regiezelt" begegnen, könnte einem Angst und Bange werden.

"Ziel ist es, das, was viele nur vom Papier her kennen, mit allen Sinnen zu erfahren und zu erleben", erklärt Stefan Weiser, der Einsatzleiter der Malteser. "Schließlich muss im Ernstfall jeder Handgriff sitzen. Und solch ein Szenario, wie wir es hier erleben, kann sich jederzeit überall auf den Straßen abspielen."

Vertreter des NRW-Innenminsteriums, der Bezirksregierungen Düsseldorf und Arnsberg sowie benachbarter Feuerwehren beobachteten den Einsatz, der sich bis in den Abend hineinzog. Einerseits, um selbst zu lernen. Andererseits, um Manöverkritik zu betreiben und mit Feuerwehr und Maltesern zu resümieren, wo es gut gelaufen ist und wo nachgebessert werden muss.

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