Laute Debatte ums stille Örtchen

Seit dem Abriss an der Blumenstraße ist auch das öffentliche WC in der Innenstadt verschwunden. Hans Küppers (CDU) regt die Einführung der „Netten Toilette“ an.

Velbert. Da wurde Baudezernent Andres Wendenburg beinah staatstragend: „Ich kann mich nur für die Verwaltung entschuldigen. Das tue ich hiermit. Es wird sich was ändern und das in den nächsten vier bis acht Wochen.“

Bis dahin gilt: Einhalten! Mit dem Abriss des Hauses Blumenstraße und dem Umzug des Kreisgesundheitsamtes ist auch die öffentliche Toilette in der Innenstadt verschwunden. Dieser Umstand sorgte im Bezirksausschuss Mitte für viel Lärm ums stille Örtchen.

Richtiggehend empört zeigte sich Ausschuss-Vorsitzender Hans Küppers (CDU), der daran erinnerte, dass er „schon vor einem Jahr auf das Problem fehlender öffentlicher Toiletten hingewiesen habe. Ein Jahr lang ist nichts passiert. Das ist beschämend.“ Es könne doch nicht so schwer sein, Gaststätten- und Restaurantbesitzer für eine Aktion à la „Nette Toilette“ zu gewinnen. „Notfalls mache ich das allein“, kritisierte er zu wenig Handlungsfreude bei Velbert Marketing.

In der Einwohnerfragestunden hatten zwei Bürger das fehlende „stille Örtchen“ als Thema eingebracht. Die Alternative könne die „Nette Toilette“ sein. In mehr als 100 Städte werde das schon erfolgreich praktiziert.

Hinter dem Namen steckt eine kostengünstige Lösung für öffentliche Toiletten, weil immer mehr Kommunen sich Investitionen für Toilettenanlagen — Größenordnung 100 000 Euro — nicht mehr leisten können. Das Konzept der „Netten Toilette“, das im Internet auch für Marketing-Strategen anklickbar ist: Die Stadt unterstützt die Gastronomen finanziell bei der Pflege ihrer Toiletten und spart dadurch Kosten. Der Gastronom bekommt den einen oder anderen neuen Gast sowie Geld für sein schon bestehendes WC. Die Bevölkerung erhält ein flächendeckendes Netz an frei zugänglichen Toiletten, die sauber, gepflegt und bis spät in die Nacht geöffnet sind. Für Küppers eine gute Sache. „Das kann doch nicht schwer sein. Aber in Velbert ist das immer alles kompliziert.“

Auch Wendenburg signalisierte Zustimmung: „Das ist ein ernstzunehmendes Thema.“ Um eine schnelle Lösung für die Innenstadt zu finden, müsse man improvisieren und fantasievoll sein. „Wir müssen bürgerfreundlich aktiv werden und dürfen nichts verkomplizieren. Und das sage ich Ihnen zu.“

Nicht nur im politischen Raum ist das „stille Örtchen“ Diskussionsthema. Von der Stadt ins Gespräch gebrachte Alternativen wie die Stadtbibliothek oder die Rathaus-Arkaden werden da eher als nicht akzeptabel bewertet. „Das passt nicht“, hat auch Küppers aus Gesprächen mit Bürgervereinen mitgenommen.

Eine öffentliche Toilette wird es in drei, vier Wochen geben — im neuen Freizeitpark Höferstraße. Für Kunden in der City ist das aufgrund der Entfernung aber eher keine Aternative.

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