Kunstwerke sind Zeichen der Hoffnung

Im Niederbergischen Museum sind ab 14. Januar Bilder, Objekte und Skulpturen zu sehen, die von in Wülfrath lebenden Flüchtlingen gestaltet wurden. Die Ausstellung trägt den Titel „Auf dem Weg“.

Kunstwerke sind Zeichen der Hoffnung
Foto: Bahrmann

Wülfrath. Die Ausstellung „Auf dem Weg“ präsentiert das Niederbergische Museum ab Sonntag, 14. Januar, und bis zum 24. März an der Bergstraße 22. Zu sehen gibt es Bilder, Objekte und Skulpturen zum Themenkreis „Vertrieben, Fliehen, Ankommen“ — aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln. Da ist zum einen die Initiatorin dieser Ausstellung, die Wülfrather Künstlerin Elke Voß-Klingler, deren Arbeiten die Sichtweise einer mit- und einfühlenden Außenstehenden spiegeln, und zum anderen jene von Abdulkadir Adan Omar, Jusuf Ali Ahmed und Yonas Mehari Temesgen, die stellvertretend für all die stehen, die wirklich“ auf dem Weg“ waren und noch sind. Sie geben mit ihren Kunstwerken dem selbst erlebten Leid einen Ausdruck. Die Arbeiten verstehen sich aber auch als ein Zeichen der Hoffnung.

Kunstwerke sind Zeichen der Hoffnung
Foto: Achim Blazy

Schon im Jahr 2015 gab es die ersten Kontakte zwischen den Ausstellenden, zu einer Zeit als die Farbe die Sprache ersetzen musste. So auch der Titel der damaligen Ausstellung „Mit Farben erzählen“. Um die unterschiedlichen Sichtweisen in dieser Ausstellung zu verdeutlichen, seien hier exemplarisch vier Arbeiten vorgestellt.

Elke Voß-Klingler zeigt elf „Schaukästen“, die wie kleine Monitore das Leid der Flüchtlinge, das uns täglich, sicher geschützt in den eigenen vier Wänden, über die Medien erreicht. Ein Restaurantbesitzer auf Kos sagt da einem Reporter des Deutschen Fernsehens: „Hier ist alles wieder schön sauber, die Touristen können ruhig kommen“. So ist der elfte Schaukasten mit Sonnenschirmen bestückt und der Sandstrand lädt ein zum Bade „alles schön sauber“.

Abdulkadir Adan Omar kommt aus Somalia. Seine Farbstiftzeichnung „Kranke Mutter Somalia“ bedarf keiner Interpretation. Im Schatten eines Baumes liegt eine Frau, eingehüllt in ein mit Kreuzen gemustertes, gelbes Tuch. Sie selbst liegt auf einem roten Tuch. Hinter ihr sitzt blau verhüllt ein Kind? Vor ihr Medikamente und ein Becher, vielleicht gefüllt mit Wasser. Zu ihren Füßen ihre Latschen. Verbunden ist die Frau über eine Infusion mit einem Baum. Es hat den Eindruck als nähre der Baum die Erkrankte. Dem Baum selber wurden Äste abgesägt. In der üppigen Krone liest man deutsche Vokabeln und unterhalb die Notiz: „Wenn meine Mutter krank ime(?) helfer.“ Abdulkadir Adan Omar malte bereits, als er gleichzeitig Deutsch lernte.

Ähnlich heimatverbunden zeigt sich Jusuf Ali Ahmed. Auch er kommt aus Somalia. Seine Skulptur aus gelben Sandstein „Zuhause“ erinnert an ein Nur-Dach-Haus. Jedoch sind die abfallenden glatten Seiten einem Tonnengewölbe nicht unähnlich. Eine Treppe ist in den Stein gehauen und führt ins Innere. Spuren der Zerstörung kennzeichnen die Basis und die Außenwände. Dieses Haus ist nicht schön und nicht modern, aber es ist sein Haus. Es könnte auch Heimat heißen.

Direkter und schonungsloser zeigt sich Yonas Mehari Temesgen in seinen Arbeiten. Der aus Eritrea stammende Künstler nutzt seine kreativen Fähigkeiten, um die traumatisch erlebte Flucht zu verarbeiten. In seinem mit Aquarelle- und Stifttechnik entstandenen Bild „How many persons to dead!!! For this way?“ führt er den Irrsinn einer Flucht über das Mittelmeer vor Augen. Braun- bis Rottöne prägen das Bild vor einer untergehenden Sonne. Der Horizont bleibt unklar. Das, was vielleicht Wolken sind, könnten auch Wellenberge sein. In der Mitte treibt ein mit Menschen überladenes Boot. Die Menschen schemenhaft, schon gestorben? Drum herum Fische, die vielleicht auf Beute hoffen. Und dann das kleine Ruderboot mit einem Menschen an Bord. Ein Retter? Oder doch nur einer, der übrig geblieben ist vom vorigen Transport?

„Auf dem Weg“ ist aber nicht nur eine Kunstausstellung. Sie macht mit den Mitteln der Form und der Farbe Mitteilung über Erlebtes, gerade da, wo die Sprache zu Versagen droht. Dennoch findet auch die Sprache in der Form von Lyrik und Gesang einen Zugang zum Thema.

Zur Eröffnung am 14. Januar um 15 Uhr rezitiert Amin Mohamed Ghanizada (Afghanistan) altpersische Lyrik, Aamer Mershed (Syrien) arabische Lyrik, die musikalisch begleitet wird durch Faysal Fatah (Syrien) mit Gesang und Oud - Spiel. Moderiert wird dieser Teil der Vernissage von Christel Gruner-Olesen von der Flüchtlingsinitiative Inga.

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