Krippenspiel setzt sich kritisch mit der Geburt Jesu auseinander

Wülfrather Konfirmanden zeigen das Stück in der Kulturkirche.

Krippenspiel setzt sich kritisch mit der Geburt Jesu auseinander
Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Luis trägt Jogginganzug, ein wenig irritierend ist das schon, denn der 13-Jährige hat beim Krippenspiel eine der Hauptrollen: den Josef. Ist das etwa wieder eine dieser gezwungen, auf hip getrimmten Inszenierungen? Luis grinst. „Quatsch“ sagt er und winkt lässig ab, „ich muss nur direkt jetzt nach der Probe zum Sport. Auf der Bühne trage ich natürlich einen alten Mantel.“ Die anderen Konfirmanden kichern. „Während der Proben sind sie immer etwas überdreht“, erklärt Pfarrer Thomas Rehrmann, der das Krippenspiel mit den Konfirmanden seit vielen Jahren inszeniert, „das kenne ich schon. Aber ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie konzentriert und ernst sie dann letztlich bei der Aufführung sind.“

Noch sitzt nicht alles, es gibt Texthänger oder holperige Szenenübergänge, an denen noch gefeilt werden muss. „Mir macht das total Spaß“, sagt Vivien, die eine der beiden Erzählerrollen übernommen hat, „ich habe gerne viel Text.“ Es geht um eine kritische und aktuelle Auseinandersetzung mit der Geburt Jesu: Stimmt das mit Weihnachten überhaupt? Nur weil es in der Bibel steht? Kann man alles glauben, was man hört und liest? Vivien trägt eine Textzeile vor. Letztens habe es einen Bericht über eine Spendensammlung für ein krankes Mädchen gegeben. „Die war gar nicht krank. Stimmt Weihnachten jetzt etwa auch nicht?“

Ähnlich kritisch präsentieren sich die Protagonisten in ihren Dialogen. Luis beherrscht seinen Text schon recht gut. „Du Maria, hier steht, dass jeder in seine Heimatstadt gehen muss, um sich eintragen zu lassen.“ Maria, gespielt von Isabelle, antwortet: „Quatsch. Glaub doch nicht alles, was du liest.“ Letztlich aber findet sich für alles eine schlüssige Erklärung — für den Stern, der den Weisen erscheint, oder für den Engel, der zu den Hirten spricht, und so endet das Krippenspiel da, wo es enden soll: im Stall, an der Krippe. „Für mich persönlich ist es ganz wichtig, an Weihnachten in die Kirche zu gehen“, erklärt Vivien, die drei Weisen Lilly, Celina und Mia stimmen ihr zu.

„Tatsächlich erlebe ich die Jugendlichen auch als interessiert an dem weihnachtlichen Geschehen“, bestätigt der Pfarrer. „Für mich geht es ganz bestimmt nicht um viele und teure Geschenke“, sagt Vivien und gibt zu, dass sie — trotz Theater AG-Erfahrung — ganz sicher am Sonntag das Lampenfieber quälen wird. Das Krippenspiel wird Heiligabend um 16.30 Uhr in der Kulturkirche gezeigt.

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