Kölver-Schule: Eltern sind verärgert und verunsichert

In Tönisheide formiert sich der Widerstand gegen eine Schließung zugunsten einer Gesamtschule.

Tönisheide. Verärgerung, Verunsicherung, aber auch der Wille, sich gegen eine Schließung der Heinrich-Kölver-Schule (HKS) zur Wehr zu setzen, wurden beim ersten von zwei Elternabenden an der Tönisheider Schule deutlich. Mehr als 120 Eltern der Unterstufenschüler (Klassen 5 bis 7) waren am Dienstagabend der Einladung der Schulpflegschaft um den Vorsitzenden Mike Trommler gefolgt. Die Schule will kommende Woche mit Kundgebungen vor dem Rathaus deutlich machen, dass sie sich einer Schließung widersetzt und eine offene Diskussion über die künftige Schullandschaft in Velbert führen will.

Vorrangiges Ziel ist, dass die politischen Gremien den Start der zweiten Gesamtschule in Neviges verschieben. Mike Trommler kritisierte „eine seltsame Hetze“, die an den Tag gelegt werde, um diese jetzt „überfallartig“ durchzudrücken: „Man möchte vielleicht jegliche Diskussion verhindern“, vermutete der Pflegschaftsvorsitzende. Es gehe indessen nicht darum, die Gesamtschule gänzlich zu verhindern, sondern „fair über Optionen zu reden“: „Die Frage ist auch, ob es sinnvoll ist, eine Gesamtschule in Neviges anzusiedeln“, sagte Trommler mit Blick auf den Hauptschulneubau an der Kurze Straße.

Zahlreiche Eltern äußerten anschließend ihren Unmut sowohl über Schließungspläne als auch über die Art und Weise des Vorgehens. Scharfe Kritik gab es in Richtung Politik und Verwaltung. Die seien erst von der Bezirksregierung darauf hingewiesen worden, dass die Gesamtschule bereits am Donnerstag Räume für die Sekundarstufe II nachweisen muss: „Das ist völlig unbegreiflich, solche Dinge müssen doch vorher geklärt sein“, schimpfte eine erboste Mutter. Deutliche Worte gab es aber auch gegen das Gesamtschulprojekt als solches — ziele doch die neue Schule mit einem Anteil von über 60 Prozent potenzieller Realschulanwärter massiv auf die Klientel der HKS.

Stinksauer ist Andrea Fügler. Tochter Noëlle besucht die fünfte Klasse, auch Sohn Jendrik, sieben Jahre alt, soll nach der Grundschule zur HKS wechseln: „Noëlle wurde ganz toll angenommen und fühlt sich dort sehr wohl“, berichtet die Tönisheiderin, die selbst Schülerin der Realschule war. „Ich kann nicht verstehen, dass man eine gute, funktionierende Schule einfach zu machen will.“ Auch für Manuela Ratajczak und Ehemann Stephan — ebenfalls ein ehemaliger HKS-Schüler — stand von Anfang an fest, dass Tochter Louisa zur Tönisheider Realschule geht — und eben nicht zur Gesamtschule: „Wir haben uns ganz bewusst für die Realschule entschieden.“

Die Befürworter der Gesamtschule argumentierten stets mit dem Elternwillen: „Es kann aber nicht sein, dass im Gegenzug der Willen der Eltern, die eine andere Schule als die Gesamtschule für ihre Kinder wünschen, mit Füßen getreten wird“, sagten Fügler und die Ratajczaks übereinstimmend. Wie zahlreiche andere Eltern befürchten auch sie Nachteile für ihren Nachwuchs, wenn der wegen eines Auslaufens der HKS ein oder zwei Jahre vor dem Abschluss die Schule wechseln muss.

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